Zurueckhaltung im Markt spuerbar Ploenzke sieht der Zukunft gedaempft optimistisch entgegen

06.08.1993

KIEDRICH (ciw) - Im Jahre zwei nach der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft muss auch die Ploenzke AG mit der rezessiven Lage in Deutschland zurechtkommen. Deshalb rechnet Firmengruender und Vorstand Klaus Ploenzke fuer das laufende Jahr mit keiner nachhaltigen Ergebnisverbesserung.

Mit dem abgelaufenen Geschaeftsjahr 1992, fuer das die

Ploenzke AG in der vergangenen Woche die Bilanz vorlegte, zeigte sich der Firmenchef zufrieden. Vor dem Hintergrund der Unternehmensumwandlung haelt er die gesteckten Ziele fuer "weitgehend erreicht" (siehe auch CW Nr. 31 vom 30 Juli 1993, Seite 4: "Ploenzke weist 1992 weniger Gewinn vor Steuern aus als 1991"). Die ausserordentlichen Aufwendungen des vergangenen Geschaeftsjahrs in Hoehe von 3,6 Millionen Mark, die das vorsteuerliche Ergebnis mit 6,8 Millionen Mark knapp unter das nur bedingt vergleichbare Vorjahresresultat (7,1 Millionen Mark) haben fallen lassen, seien in erster Linie auf die Wandlung der Konzernstruktur zurueckzufuehren. Finanzvorstand Christian Stolorz erwartet im laufenden Jahr jedoch keine weiteren wesentlichen Kosten, die mit der Umfirmierung zusammenhaengen: "Rund 85 Prozent der Aufwendungen sind 1992 angefallen."

Ploenzke will sich nicht

auf Dumpingpreise einlassen

Obwohl Ploenzke fuer das laufende Jahr davon ausgeht, das Ergebnis des Vorjahres halten beziehungsweise leicht steigern zu koennen, beurteilt er die weiteren Aussichten vorsichtig: "Es wird sehr viel mehr aufs Geld geschaut als frueher." Insgesamt sei eine deutliche Zurueckhaltung im Markt spuerbar. Preiserhoehungen lasse die wirtschaftliche Lage nur auf "Basis deutlich qualifizierter Leistungen" zu, so der Firmengruender weiter.

In diesem Zusammenhang verwies er auf die Anstrengungen seines Unternehmens, sich staerker als bisher im Software-Wartungs- und Re-Engineering-Geschaeft zu etablieren sowie die Branchenorientierung zu intensivieren. "Die Software betreffend, ist das Third-party-Maintenance-Business noch in einem sehr fruehen Stadium. Da sind wir noch nicht, wo wir sein wollen." Dennoch sieht Ploenzke in diesem Sektor eine Chance, da viele Anwender mit Software-Altlasten zu kaempfen haetten, die dringend einem Reengineering unterzogen werden mue"Das koennen kleine Unternehmen nicht", erklaerte der Unternehmensvorstand und machte auf die erheblichen Vorleistungen fuer solche Projekte aufmerksam. Einen weiteren Vorteil im Kampf um Marktanteile sieht Ploenzke in der Staerkung des Festpreisgeschaeftes, das inzwischen zu 42 Prozent zum Umsatz beitrage. Koennten Aufwand und Fertigstellung von Projekten garantiert werden, "dann spielt auch der Preis eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass zeitgerecht und korrekt abgewickelt wird."

Den auf der Branche lastenden Preisdruck unterschaetzt Ploenzke nicht. Dennoch gebe es bei einem Dienstleistungsvolumen von 22 Milliarden Mark das der deutsche Markt 1992 aufwies, weiterhin gute Wachstumsmoeglichkeiten. Jedenfalls will sich die Ploenzke AG nicht auf Dumpingpreise einlassen: "Da viele Unternehmen unserer Branche nicht ausgelastet sind, kommt es immer wieder zu Tiefpreisangeboten durch Mitbewerber. Wir geben ganz bewusst keine Nachlaesse, weil wir damit uns und den Markt kaputtmachen."

Europaeischer Verbund

als Zielvorgabe

Branchenkenner zweifeln allerdings daran, dass Unternehmen mit bisher starker IBM-Mainframe-Orientierung den Preiskrieg ohne Discountangebote ueberstehen koennen.

"Wir duerfen keine Fehler machen, die Geld kosten", erklaerte Ploenzke auf die Frage nach den Zukunftsaussichten seines Unternehmens. Schlielich wolle man am Ende des Jahrzehnts zu den nach Meinung des Firmenchefs hierzulande verbleibenden fuenf bis zehn grossen Playern im Software- und Servicebereich gehoeren.

Offenbar ist diese Vorsicht der Grund, warum die Hessen keine Akquisitionspolitik =a la GMO verfolgen, sondern auf Kooperationen setzen. "Ein europaeischer Verbund ist unser Ziel." Dabei gehe es allerdings nicht um Firmenkaeufe, sondern beispielsweise um die Zusammenarbeit auf Projektebene oder in Joint-ventures. Allerdings haelt sich auch bei dem franzoesischen Gemeinschaftsunternehmen mit der Unilog S.A. das finanzielle Engagement der Hessen in Grenzen. Ihre Beteiligung an der Unilog Ploenzke Consultants S.A. belaeuft sich auf zehn Prozent.

Ebenfalls engagiert ist das Unternehmen - genauso wie Softlab und Computer Task Group - mit 17 Prozent in dem 1992 gemeinsam mit der IBM (46 Prozent) gegruendeten Service-Joint-venture Sercon GmbH, das Ploenzke zufolge jedoch hinter den Wachstumserwartungen zurueckgeblieben ist. "Man kann nicht um 30 Prozent expandieren, wenn der Markt nur zwischen fuenf und zehn Prozent waechst", meinte er. Insgesamt gesehen sei aber das Engagement in der Sercon richtig gewesen. Heute beschaeftige das

Joint-venture 250 Mitarbeiter und erwarte fuer das laufende Geschaeftsjahr ein positives

Ergebnis.