Das Auto als Network Operating Center

Zürichs Polizei geht mobil und digital auf Verbrecherjagd

22.01.2008
Während hierzulande noch über die Einführung des digitalen Behördenfunks gestritten wird, fährt die Polizei von Zürich schon längst per IP vernetzt Streife.

Online Zugriff auf die Verbrecherdatei, Fingerabdrücke in sekundenschnelle an die Zentrale übermitteln, Fahrzeugdaten blitzschnell überprüfen – was uns noch wie Science fiction aus einem Hollywood-Streifen vorkommt, ist für die Zürcher Polizei bereits Realität.

Seit die Schweizer das Projekt "Mobile Communication" realisierten, fahren die Polizisten komplett vernetzt Streife. Im Zuge des Projekts verwandelten sich die Streifenfahrzeuge zu mobilen Network Operating Centers, die an Bord über ein eigenes IP-Netzwerk verfügen. Kontakt zur Außenwelt halten die Fahrzeuge über einen Mobile Access Router von Cisco. Zur Datenübertragung an die Zentrale nutzen die Fahrzeuge entweder WLAN oder HSDPA. Sollte eine der schnellen Funktechniken einmal nicht zur Verfügung stehen, kann auf Edge ausgewiesen werden. Das System im Fahrzeug selbst im modular aufgebaut, so dass neben den vorinstallierten Cat-PCs oder Laptops noch andere Komponenten angeschlossen werden können.

Im Endausbau fungiert ein solches Fahrzeug, wie Ciscos auf seiner technischen Hausmesse "Cisco Networkers 2008" demonstrierte, als rollender Hotspot. Per WLAN mit dem Fahrzeug verknüpft können Beamte etwa mobile Fingerabdruckleser oder Radarpistolen nutzen. Vorstellbar ist auch, dass im Fahrzeuge installierte Videokameras während der Streifenfahrt automatisch Nummernschilder erfassen und mit den in der Zentrale erfassten Kennzeichen gestohlener Autos abgleichen.

Andere Einsatzgebiete für die mobile IP-Technik könnten aber auch Kranlenkwägen, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk oder Ähnliches sein. Nicht mehr rein für den öffentlichen Sektor konzipiert ist eine andere Cisco-Technologie: Digital Signage. Mit ihrer Hilfe lassen sich quer über ein Land oder eine Stadt verteilte Video-Displays zentral über ein IP-Netzwerk mit Inhalten versorgen und steuern. Im öffentlichen Sektor könnten so etwa wichtige News bei Unglücksfällen übermittelt werden, während das System für die Privatwirtschaft eher zur Ansteuerung von Info-Displays in Filialen von Interesse sein dürfte. Per Web-Browser können dabei die Displays etwa zu Gruppen geordnet werden.

Noch ist das System, das aus Ciscos Digital Media Player und dem Video Portal besteht, eine Einbahnstrasse, das dem Benutzer keine Möglichkeit zur Interaktion bietet. Dies soll sich laut Cisco allerdings innerhalb der nächsten Monate ändern, so dass der User, je nach Vorgabe durch den Systemadministrator per Fernbedienung eine Option zur Interaktion hat. (hi)