Zollverwaltung legt Regeln mit Java fest

19.07.2002

Mit der Reform der europäischen zollrechtlichen Versandverfahren entsteht derzeit das "New Computerised Transit System" (NCTS). Es soll unter anderem via Internet-Anwendung für Betrugsprävention und zeitsparende und koordinierte Prozesse im Zoll sorgen. Insgesamt 22 Länder sind dem Projekt angeschlossen, das voraussichtlich mehr als 3000 europäische Zollstellen miteinander verknüpfen wird. Bis zum Juli 2003 soll zumindest eine Dienststelle in jedem Staat angebunden sein.

Für die österreichische Zollverwaltung übernimmt die Bundesrechenzentrum GmbH (BRZ), Wien, die Umsetzung der Web-Komponente. Trotz knapper Ressourcen und hohen Zeitdrucks soll bis 2003 eine datenbankzentrierte Java-Anwendung entstehen, die sich am bisher genutzten Entwicklungs-Framework orientiert. Während mit "Oracle 8i" die Datenbank feststand, war zum Projektstart die neueste Version des "Jdeveloper" von Oracle nicht verfügbar. Die Wahl fiel dadurch auf das Java-Framework von Versata und den Websphere-Server als Laufzeitumgebung. Der Versata-Ansatz verspricht laut Wolf-Dieter Auer, technischer Projektleiter beim BRZ, die Komplexität von Java und mehrschichtigen Architekturen weitgehend zu kapseln. Zudem erlaubt er den Umstieg von der bisherigen 4GL-Programmierung (Oracle Forms) auf Java ohne größeren Schulungsaufwand beziehungsweise ohne Eigenentwicklung eines entsprechenden Klassen-Frameworks. Der Codieraufwand ist zudem erheblich verrringert. So lassen sich out of the box die Web-Entwicklung und Generierung von Oberflächen fast vollständig automatisieren. "Wir haben etwa 20 Personentage in die Schulung investiert, bis alle das Tool beherrschten", schildert Auer.

Java-Spezialisten sind aber weiter nötig, um Probleme auf der API-Ebene zu lösen oder um den konfigurierbaren Generator um Prüfregeln zu erweitern. Für NCTS musste das Framework zudem per Hand an die eigene IT-Landschaft angepasst werden, um beispielsweise EDI-Messages verarbeiten zu können und die Einbindung von Dokumenten-Management zu ermöglichen. Schließlich ist es laut Auer gewöhnungsbedürftig, mit dem Tool vorab allgemeingültige Regeln in einer proprietären Grammatik zu erstellen. Sie müssen aber nicht aufwendig ausprogrammiert werden und lassen sich direkt auf der Datenbank implementieren. Versata baut im Hintergrund den dazugehörigen Abhängigkeitsgraphen und liest die Regeln bei Laufzeit aus.