Yahoo übernimmt weiteren Online-Service

13.12.2005
Nach dem Fotodienst Flickr kauft Yahoo mit del.icio.us noch ein Web-2.0-Startup.

Del.icio.us gilt als Pionier der Social-Bookmark-Services und machte sich einen Namen als Wegbereiter einer freien Verschlagwortung, die mittlerweile mit den Begriffen "Folksonomy" und "Tagging" bezeichnet wird. Das Unternehmen mit Kultstatus fungiert häufig als Vorzeigeobjekt für das neue Web, das abwechselnd als "Web 2.0", "Social Web" oder "Read-Write-Web" tituliert wird.

Der kostenlose Dienst erlaubt es seinen Benutzern, Lesezeichen anstatt lokal im Browser zentral im Internet zu verwalten. Die kollektive und transparente Beschreibung von Web-Inhalten durch Tausende Beiträger erzeugt für alle Beteiligten einen zusätzlichen Nutzen. So lässt sich etwa leicht herausfinden, welche Themen gerade populär sind oder wie viele andere Anwender eine bestimmte Website in ihr Portfolio aufgenommen haben.

Eigeninitiative gescheitert

Del.icio.us fand eine ganze Reihe von Nachahmern, darunter auch Yahoo. Dessen "My Web 2.0", das sich derzeit noch im Betastadium befindet, enthält unter anderem auch eine solche Komponente inklusive der Importmöglichkeit für del.icio.us-Bookmarks. Allerdings konnte Yahoo über mehrere Monate kaum eine nennenswerte Anwenderschaft gewinnen. Die Web-Company entschloss sich daher zur Übernahme von del.icio.us, das mehrere hunderttausend Benutzer haben soll. Eine Kaufsumme wurde nicht genannt, im Internet kursieren Zahlen in der Größenordnung von 30 bis 40 Millionen Dollar.

Teure One-Man-Show

Del.icio.us blieb von seinen Anfängen bis zuletzt im Wesentlichen ein Ein-Mann-Unternehmen, gegründet und geführt vom New Yorker Joshua Schachter. Erst kürzlich gewährte ihm Union Square Ventures die nötige Unterstützung für seine weitere Expansion. Unter dem Dach von Yahoo soll die zukünftige Entwicklung von del.icio.us enger mit jener des Fotodienstes Flickr abgestimmt werden, der erst vor ein paar Monaten an das Web-Portal gelangte. (ws)