Streit zwischen Open-Systems-Gremien

X/Open: Die OSF ist kein unabhängiges Softwarehaus

27.03.1992

MÜNCHEN (CW) - Seit die Open Software Foundation (OSF) im vergangenen Herbst den Sitz im Board of Directors von X/Open aufgegeben hat, sind sich die beiden Organisationen offenbar spinnefeind. So verweigert X/Open der OSF die - im Vergleich zum Board - weit preisgünstigere Mitgliedschaft im Beirat der Independent Software Vendors (ISV).

Auslöser für den jetzt ausgebrochenen Streit waren Aussagen von OSF-Chef David Tory gegenüber dem englischen Branchenblatt "Unigram.X", wonach das X/Open-Konsortium für die OSF keinen Nutzen mehr habe, seit es sich vor allem auf Unix und Portabilität konzentriere. Daraufhin konterte X/Open-CEO George Shaffner, daß seine Organisation "wahrscheinlich die letzte Bastion für produktunabhängige Industriespezifikationen" darstelle.

Gegen den Vorwurf der Einseitigkeit wehrt sich Shaffner in dem britischen Branchendienst "Computergram" mit dem Hinweis, daß von den 28 im Jahr 1991 veröffentlichten Spezifikationen 16 die Interoperabilität beträfen .

Was den Wunsch der OSF-Manager angehe, vom Board of Directors in das ISV-Gremium zu wechseln, so sei dieser nicht abgewiesen worden, weil die OSF kein Softwarehaus, sondern weil sie nicht unabhängig sei. Es bestehe allerdings die Möglichkeit, die OSF unter die System-Vendors einzuordnen.