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WSJ: Apple will auch Musikvideos verkaufen

18.07.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Apple hat kürzlich mit großen Plattenfirmen über die Lizenzierung von deren Musikvideos für den Verkauf im "iTunes Music Store" verhandelt, berichtet das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider. Dabei könnte es sich aus Sicht der Wirtschaftsblatts um die Ouvertüre zu einem Video-fähigen iPod-Player handeln - ein solches Gerät erwartet die Branche schon länger, und Apple soll auch Medien-Managern schon verschiedentlich angedeutet haben, es könne im September dieses Jahres auf den Markt kommen. Firmensprecherin Natalie Kerris lehnte wie üblich eine Stellungnahme zu "Gerüchten und Spekulationen" ab.

Laut "Journal" hat Apple mit Warner Music, EMI Group, Universal Music Group (Vivendi Universal) sowie Sony BMG (Sony, Bertelsmann) über den möglichen Online-Verkauf von Musikvideos verhandelt. Diese könnten bereits im September ins iTunes-Programm aufgenommen werden und sollen 1,99 Dollar kosten - mit einem möglichen Rabatt, wenn der Käufer auch einen (den zugehörigen?) Song mit erwirbt.

Einem Manager zufolge habe Apple auch mit TV-produzierenden Medienfirmen über die Lizenzierung von Fernsehsendungen gesprochen, schreibt das "Journal" weiter. Hier sei die Lage allerdings weitaus komplexer als bei Musikvideos, entsprechende Inhalte würden deswegen wahrscheinlich erst viel später über das Internet zu haben sein.

Einen Video-iPod jedenfalls halten Branchenkenner für unvermeidlich - nicht zuletzt aufgrund Apples Stärke im Video-Softwaremarkt mit unter anderem "Quicktime" und "Final Cut Pro". Apple hatte erst kürzlich von einer Broadcom-Tochter einen Chip in Lizenz genommen, der für die Wiedergabe von Video auf portablen Endgeräten taugt. Durch die Erweiterung um Video-Fähigkeiten könnte Apple die Popularität der iPod-Familie aufrechterhalten, die mit mehr als 90 Prozent Marktanteil das Segment für Player mit integrierter Festplatte dominiert.

Konkurrenz droht hier wahrscheinlich am ehesten durch Mobiltelefone - die Netzbetreiber können es jedenfalls kaum erwarten, ihren Kunden Musik und Bewegtbilder zu übertragen, um endlich die dringend benötigen Umsatzströme für GPRS und UMTS aufzutun.

Steve Jobs hatte in der Vergangenheit allerdings des Öfteren die Ansicht vertreten, dass es wenig sinnvoll sei, sich Spielfilme auf kleinen Displays anzuschauen. Portable Musik-Player mit "nur" Flash-Speicher schmähte der Apple-Chef aber auch, bis seine eigenen Firma den "iPod shuffle" herausbrachte. Und natürlich gibt es jede Menge kürzeres Videomaterial.

Im "Nebenberuf" ist Jobs bekanntlich auch noch Chef der Pixar Animation Studios, die Blockbuster wie "Finding Nemo" oder "The Incredibles" produziert hat. Auf die Frage nach neuen Distributionswegen über das Kino und die DVD hinaus sagte Jobs im Mai in einem Conference Call mit Investoren und Analysten: "Bislang gibt es noch kein wirklich erfolgreiches portables Videogerät außer denen, die herkömmliche DVDs abspielen, und daran partizipieren wir durch unsere DVD-Verkäufe. Aber wer weiß, was als nächstes kommt?" (tc)