Wolfgang Dietrich verlaesst das Unternehmen nach 22 Jahren Straessle muss sich umfassender Restrukturierung unterziehen

08.12.1995

STUTTGART (hv) - Der Straessle Informationssysteme GmbH, Stuttgart, stehen offenbar groessere Restrukturierungsmassnahmen ins Haus. Wie aus Unternehmenskreisen verlautet, will sich der neue Vorsitzende der Geschaeftsfuehrung, Burkhard Vogel, von nichtstrategischen Geschaeftsbereichen trennen. Vogel loest Wolfgang Dietrich ab, der das Unternehmen nach 22jaehriger Taetigkeit verlassen hat.

Dietrich scheidet nach eigenen Angaben keineswegs im Unfrieden von der schwaebischen Softwareschmiede. Er hatte bereits im Oktober 1994 offiziell angekuendigt, das Unternehmen zu verlassen, um "noch einmal etwas ganz anderes zu machen". Den endgueltigen Absprung hatte er aber urspruenglich erst fuer 1996 vorgesehen. Gemeinsam mit dem neuen Geschaeftsfuehrer sollte Dietrich dem Unternehmen eigentlich fuer eine laengere Uebergangsphase weiterhin zur Verfuegung stehen.

Doch aus persoenlichen Gruenden entschied er sich schliesslich gegen diese Tandem-Loesung. Geruechte, nach denen der langjaehrige Straessle-Chef mit dem neuen Geschaeftsfuehrer Vogel wenig anzufangen weiss, mag Dietrich nicht bestaetigen. Er raeumt lediglich ein, dass er sich mit Hauptgesellschafter Christian Straube, einem Nachfahren der Opel-Familie, bezueglich einer Uebergangsregelung nicht einig geworden sei. Trotz dieses "Wermutstropfens" beurteilt Dietrich seine langjaehrige Zusammenarbeit mit dem Gesellschafter im nachhinein als ausgezeichnet. Mit dem Ausstieg hat er seine Straessle-Minderheitsbeteiligung zu einem "fairen Preis" an Straube verkauft, so dass dieser nun 100 Prozent der Firmenanteile besitzt.

Der vorzeitige Ausstieg Dietrichs mag auch mit der wirtschaftlichen Situation von Straessle zusammenhaengen. Diese entspricht nach Angaben von Pressesprecherin Brigitte Plettenberg zur Zeit nicht den Erwartungen des Gesellschafters. "Wir kennen die offiziellen Zahlen noch nicht, wissen aber, dass es nicht besonders gut aussieht." Ein Verlust sei nicht auszuschliessen.

Noch habe sich die neue Geschaeftsfuehrung nicht endgueltig entschieden, welche Restrukturierungsmassnahmen in Angriff genommen werden, doch rechnet Plettenberg mit einer Konzentration auf das Kerngeschaeft PPS und CAD/CAM. Alles, was nicht in diese Geschaeftsbereiche gehoere, stehe derzeit in Frage - unter anderem also das Geografische Informationssystem (GIS) das Dokumenten- Management- und Archivierungsgeschaeft.

Dietrich bestaetigt ebenfalls, dass der Geschaeftsverlauf nicht ganz den Erwartungen entsprochen habe, wenngleich man immer noch ein "ordentliches Wachstum" verzeichnen koenne. Waehrend im PPS-Bereich das Soll erfuellt worden sei, habe Straessle im CAD-Bereich einen mittelschweren Einbruch erlitten. Durch einen Kooperationsvertrag mit Siemens-Nixdorf seien jedoch bereits die Weichen fuer ein besseres Geschaeftsjahr 1996 gestellt.

Zu seinen persoenlichen Plaenen sagte Dietrich, er werde sich im naechsten halben Jahr primaer um einige Finanzbeteiligungen kuemmern, die er im Bereich Sport-Marketing eingegangen sei. Im zweiten Halbjahr naechsten Jahres werde er voraussichtlich wieder im DV- Markt auf der Bildflaeche erscheinen. Es gebe zwar konkrete Plaene, diese koennten aber noch nicht veroeffentlicht werden