Wo IT-Jobs noch sicher sind

06.03.2008
Von Anja Dilk und Heike Littger

Der Quereinsteiger

Als der 41-jährige Thomas Zimolong seine Ausbildung in der Berliner Innenverwaltung begann, hatte er mit IT noch wenig am Hut. Drei Jahre lang pendelte er zwischen Fachhochschule und Behördenfluren und ließ sich zum Diplomverwaltungswirt ausbilden. Praxiserfahrungen sammelte er im Landesamt für zentrale soziale Aufgaben. Zimolong war unter anderem damit beschäftigt, Asylbewerbern Unterkünfte zuzuteilen. So kam er in seinem ersten Job bei der Senatsverwaltung für Soziales zur Informationstechnik.

Thomas Zimolong, Bundesinnenministerium: Auch in der Verwaltung gibt es Leute, die offen für Neues sind.
Thomas Zimolong, Bundesinnenministerium: Auch in der Verwaltung gibt es Leute, die offen für Neues sind.
Foto: Thomas Zimolong

Das ist mal ein nützliches Werkzeug, sagte sich der junge Verwaltungsbeamte und jonglierte voller Elan mit Multiplan und Excel. Wie viele Unterkünfte brauchen wir? Wie viele Leute erwarten wir? Wie teuer ist das? Wie kann man Asylbewerber und Unterkünfte zusammenbringen? Die IT spuckte reichliches und solides Zahlenmaterial aus. Zimolong war begeistert. Kurz darauf begann er den Fortbildungsstudiengang "Fachinformatiker für Verwaltung" an der Berliner Verwaltungsakademie. Er lernte das Einmaleins der Programmierung, entwickelte kleine Server-Anwendungen, paukte Unix. Ergebnis: ein Fachmann mit IT- und Verwaltungswissen.

Arbeiten mit Linux

Die Sonne fällt durch die hohen Fenster des Bundesinnenministeriums (BMI). Von hier aus reicht der Blick weit über die Ufer der Spree. Mittags geht Zimolong gerne am Fluss spazieren. Seit 2004 arbeitet er im BMI. Offiziell als "Beamter im gehobenen nichttechnischen Dienst", obwohl sein Job die Technik ist. Doch das sind formale Fragen, die viel mit seiner Ausbildung zu tun haben, nichts aber mit seinen Aufgaben. Zum einen ist Zimolong zuständig für den Betrieb von Anwendungsprogrammen, die auf den zentralen Rechnern laufen. Zum anderen treibt er die Einführung von Linux-basierenden Open-Source-Systemen im Ministerium voran. Weil die Computernutzer dann nicht drängeln, arbeitet er immer mal wieder bis spät in den Abend oder in den frühen Morgenstunden.

Anspruchsvolle Projekte

Bis zum Oberamtsrat hat es Zimolong mittlerweile gebracht und damit erst einmal das Ende der Karriereleiter im gehobenen Dienst erreicht. Das genügt ihm. Das Gehalt ist in Ordnung, der Arbeitsplatz sicher, die inhaltlichen Entwicklungsmöglichkeiten enorm. Diese ungeheure Vielfalt, die sich in der öffentlichen Verwaltung für IT-ler bietet, liebt er ebenso wie die ausgezeichnete technische Ausstattung, die mit jedem Hightech-Unternehmen mithalten kann - und die Chancen, eigene IT-Systeme zu entwickeln, speziell zugeschnitten auf die Verwaltungsbelange.

Bewusst hat er in seiner Laufbahn Unterschiedliches ausprobiert: Im Landesamt für elektronische Datenverarbeitung war er vier Jahre lang Mann für alle Fälle, hielt die technische Infrastruktur am Laufen. Im Projekt "Infrastruktur-Server für die Berliner Verwaltung" war er an der Ausstattung der Behörden mit IT-Lösungen beteiligt: Server installieren, ausliefern, Software konfigurieren, sich mit den Kunden austauschen. Im Bundesverwaltungsgericht arbeitete er als Teil eines kleinen Teams, stemmte schließlich mit seinen Kollegen die gesamte Neuinstallation beim Umzug des Gerichts nach Leipzig - "eine wahnsinnig spannende Herausforderung, vor allem konzeptionell". Bereut hat er die IT-Karriere in der öffentlichen Verwaltung nie. Verstaubt? Zimolong schüttelt den Kopf. Unsinn. "Das ist ein Märchen. Es gibt hier sehr ambitionierte Leute, die Spaß an der Sache haben und offen für Neues sind. Und dann macht die Arbeit unheimlich Freude."