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WM-Sponsoren hoffen nach BGH-Urteil auf Entgegenkommen der FIFA

02.05.2006
Im Streit um die exklusive Vermarktung der Fußball-WM wollen einzelne deutsche Sponsoren vom Fußball-Weltverband FIFA Geld zurück.

Aus Branchenkreisen erfuhr die dpa, dass sich Sponsoren von der FIFA dabei ein Entgegenkommen erhoffen. "Keine Exklusivität bedeute auch weniger Geld", hieß es. Einzelne Sponsoren erwägen der "Welt" zufolge, vom Weltverband einen 20-prozentigen Rechnungsnachlass für die erworbenen Exklusivrechte zu fordern. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte am vergangenen Donnerstag den Markenschutz für die Marke "Fußball WM 2006" komplett abgelehnt, den die FIFA für mehr als 860 Waren und Dienstleistungen hatte eintragen lassen. Vor diesem Hintergrund wird der Ausgang einer FIFA-Klage gegen einen Anbieter von Kosmetikstiften mit Spannung erwartet, die heute am Landgericht München I zur Verhandlung ansteht.

Der Kosmetikanbieter hatte die Kosmetikstifte unter dem Motto "WM 2006" vermarktet. Die FIFA hatte das Unternehmen wegen Verletzung ihrer Markenrechte abgemahnt. Mit ihrer Klage will sie nun ihre Anwaltskosten für die Abmahnung in Höhe von rund 6000 Euro erstattet bekommen. Trotz der BGH-Entscheidung ist der Ausgang des Verfahrens ungewiss, denn hinsichtlich der Marke "WM 2006" billigte der BGH die Löschung nur eines Teils der Marken durch das Bundespatentgericht und ordnete darüber hinaus eine neuerliche Prüfung an.

Bei Produkten, die nichts mit der bevorstehenden WM zu tun haben, müsse eine Schutzfähigkeit von Fall zu Fall geprüft werden, hieß es in dem Urteil. Die Münchner Richter müssen nun prüfen, ob auch der Nutzer von Kosmetikstiften bei den Worten WM 2006 an das Fußball-Ereignis denkt. Dabei dürfte auch eine wichtige Rolle spielen, dass die mit WM 2006 beworbenen Kosmetikstifte in den Farben Schwarz, Rot und Gold gehalten waren.

Sponsoren, die auf ein Entgegenkommen nach dem BGH-Urteil hoffen, monierten unterdessen, die FIFA habe die Exklusivität der Marke Fußball WM 2006 sehr hoch gehängt und müsse jetzt die Suppe auslöffeln. Besonders betroffen sind der "Welt" zufolge die sechs nationalen Sponsoren der WM, die jeweils knapp 13 Millionen Euro für ihre Partnerschaft bezahlt hätten. Dazu gehören neben Obi und der Postbank auch die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW), die Hamburg-Mannheimer Versicherung, der Wettanbieter Oddset und die Deutsche Bahn. "Unsere Marketing-Strategie ist durch das Urteil nicht gefährdet", sagte indes eine Sprecherin der Baumarktkette Obi der dpa. Dabei wies sie Berichte zurück, dass das Unternehmen wegen des Verlustes der Exklusivität verärgert sei. Obi könne man beispielsweise die Bandenwerbung genauso wenig nehmen wie die Eintrittskarten, die verlost wurden.

Jetzt werde das Unternehmen kühlen Kopf bewahren und die Stellungnahme der FIFA abwarten. Die Zusammenarbeit mit dem Weltverband sei kooperativ und das solle auch so bleiben, sagte sie. Ein Sprecher der Postbank sagte, dass das Institut die Urteilsbegründung abwarten wolle und dann prüfen werden, welche Schritte eingeleitet werden können. Gelassen hatten zuvor adidas und Puma reagiert, aber auch die Deutsche Telekom. adidas verwies auf seine umfangreichen Exklusivrechte als offizieller Sponsor, Ausrüster und Lizenznehmer. (dpa/tc)