Top 100 - Server 2012

Wirtschaftskrise beeinflusst den Server-Markt

15.09.2012
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.
Die Anbieter von Servern leben in schwierigen Zeiten. Sie müssen der Wirtschaftskrise trotzen und Marktanteile verteidigen.

Der Server-Markt wurde im vergangenen Jahr und wird weiterhin stark von der wirtschaftlichen Lage geprägt, sagt Adrian O`Connell, Research Director bei Gartner. Das gelte insbesondere für Europa. Man sehe zwar keine Absatzeinbrüche, wie sie noch 2008/09 zu konstatieren gewesen seien. Trotzdem fordere das Marktumfeld Hersteller heraus.

Insgesamt legte der weltweite Server-Markt 2011 mit 7,9 Prozent beim Umsatz und sieben Prozent bei den Stückzahlen zu. Treiber für diese Entwicklung sind laut Gartner vor allem Maschinen auf Basis von Intels x86-Prozessorarchitektur. Sie sind die vorherrschenden Systeme in den großen Datenzentren dieser Welt. Das gilt insbesondere für Nordamerika. Allerdings legten Intel-Server 2011 auch in den Regionen Asien/Pazifik und Lateinamerika zu. Mega-Data-Center hätten zum Wachstum im Server-Markt erheblich beigetragen, konstatiert Gartner. Der Bedarf wurde insbesondere durch den Trend zur Consumerization angeregt: Zunehmend saugen Smartphones und Tablet-Rechner Daten aus den Weiten des Internets und der Clouds ab, was dazu führt, dass riesige Rechenfarmen mit anhaltend hohem Wachstumstempo entstehen. Laut Gartner ist die weltweite RZ-Landschaft heute zweigeteilt: Gewaltige Server-Farmen stehen traditionellen Enterprise-Rechenzentren gegenüber.

Blades als Markttreiber

Trennt man nach Kategorien, so waren einmal mehr Blade-Server die Markttreiber. Zwar legte diese Server-Kategorie 2011 bei den Stückzahlen "nur" um 4,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Der Umsatzzuwachs fiel demgegenüber mit 14,5 Prozent recht beträchtlich aus.

Hier gibt es auch einen klaren Marktführer: 44 Prozent aller verkauften Blade-Maschinen trugen ein HP-Logo. IBM, auf dem zweiten Rang, brachte es 2011 auf einen Marktanteil von 21 Prozent. Dell vereinnahmt im Blade-Segment 9,3 Prozent. Die Kategorie der Blade-Server wird derzeit durch den Newcomer Cisco durcheinandergewirbelt. Das Unternehmen hat sich innerhalb weniger Jahre in den Vordergrund katapultiert und ist laut Gartner mit acht Prozent Marktanteil bereits die Nummer vier. O`Connell bilanziert: "Durch neu hinzugekommene Wettbewerber wie Cisco wird der Server-Markt zu einem hart umkämpften Industriesegment."

RISC-, Itanium-Unix-Umfeld schwächelt

Gartner-Mann O`Connell bestätigt einen negativen Trend, der sich 2011 im RISC- und Itanium-Unix-Umfeld zeigte. Bezeichnend sei hier etwa das vierte Quartal 2011 gewesen. In diesem waren Umsatzrückgänge von 3,9 Prozent zu verzeichnen. Allerdings, so O`Connell weiter, gebe dieser Trend lediglich einen Teil der Wahrheit wieder. Denn während Hewlett-Packard im RISC-Itanium-Umfeld schwächelte, habe der große Konkurrent IBM in diesem Bereich allein im letzten Quartal 2011 einen Zuwachs von 21,4 Prozent erlebt. Gleichzeitig baute Big Blue seinen Marktanteil und seine Nummer-eins-Position in diesem Server-Segment auf 48,4 Prozent aus.

Für 2012 sieht Gartner im Server-Markt "schwierige Bedingungen". Hoffnung verbreite insbesondere im x86-Segment die Tatsache, dass wegen neuer Intel- und AMD-Prozessorgenerationen viele Unternehmen Ersatz für ihre bisherigen Server beschaffen könnten. Vom technischen Standpunkt aus betrachtet, sei ein Trend zu integrierten Systemen zu beobachten, sagt O`Connell. Anwender mögen solche Systeme aus Effizienzgründen. Für Hersteller ist es eine Option, ihren Turf zu verteidigen.

Gegenläufige Entwicklungen

Grundsätzlich wird sich der Druck auf Anbieter, die ihr Geld mit margenträchtigen Servern verdienen, also IBM, HP oder - insbesondere in Deutschland - Fujitsu, verstärken. Sie müssen Kunden bei der Stange halten, die interessiert auf preisgünstigere Plattformen (x86) schielen. Andererseits würden Anbieter, die sich auf Server im Low-Cost-Segment kapriziert haben, gerne Systeme anbieten, die mehr Profit abwerfen. Da das nicht so einfach ist, versuchen sie mit Paketangeboten - Hardware und Software im Bundle -, Gesamtangebote zu schnüren.

Auch Oracle geht diesen Weg. Die Larry-Ellison-Company bemüht sich, ihre Sun-Hardware mittels der Integration von Oracle-Software schmackhaft zu machen. HP verfolgt mit seinem Angebot an 3Com-Produkten eine ähnliche Strategie. Und auch Dell will durch Übernahmen im Storage- und Networking-Umfeld seine Hardware veredeln, um bessere Verkaufsargumente zu bekommen, sagt der Gartner-Analyst.

Herausforderung für CIOs

IT-Verantwortliche müssen sich die Köpfe der Hersteller nicht zerbrechen. Ihre Aufgabe besteht vielmehr darin, Rechenzentrumsinfrastrukturen so auszulegen, dass sie auf neue Geschäftsmodelle schnell reagieren und ihr Unternehmen insgesamt flexibler machen können.Zudem bleibt für Data-Center-Betreiber das Diktat der Effizienzsteigerung bestehen, dem sich CIOs unterwerfen müssen, sagt O`Connell.