Abrechnung von Maschinenleistung im Rechenzentrum:

Wirtschaftlichkeitskontrolle immer wichtiger

29.03.1985

Für ein kommerzielles RZ gehört die Frage der richtigen Abrechnung von DV-Leistungen, also Maschinenleistungen, zum täglichen Brot. Auch die internen RZs können nicht mehr aus dem vollen schöpfen: Anlagenaufstockungen werden strengen Rentabilitätsnachweisen unterworfen. Dies legt nahe, die Wirtschaftlichkeitskontrolle bereits in die einzelne Anwendung vorzuverlagern.

Unabhängig davon, ob durch die Art der Abrechnung, lediglich Kostendeckung erreicht oder ob ein Gewinn erwirtschaftet werden soll, steht am Anfang die Frage der Kostenverursachung. Es geht also zunächst einmal darum, die Leistungsarten herauszufinden, die für die tatsächlichen Kostenverläufe repräsentativ sind. Dieser Erfordernis tragen noch längst nicht alle Maschinendaten, die von den üblicherweise eingesetzten Accountingsystemen gemessen werden, Rechnung. Es muß vielmehr im einzelnen geprüft werden, ob und inwieweit ein Zusammenhang zwischen dem Aufkommen einzelner Leistungseinheiten und den Kosten besteht. Es ist ferner sinnvoll, nur solche Einheiten der Abrechnung zu unterwerfen, deren Veränderung unmittelbare oder zumindest kurzfristige Kostenveränderungen nach sich ziehen.

Die Ermittlung der Kosten je nach Leistungseinheit erfolgt am einfachsten durch Erfassung der durch die Leistungseinheit verursachten Primärkosten auf einer separaten Kostenstelle und anschließender Divisionskalkulation .

Dabei ist bei Zugrundelegung des Mengengerüsts nicht von der tatsächlichen Inanspruchnahme der Kapazität, sondern von den realen Möglichkeiten auszugehen. Auslastungsschwankungen werden dadurch eliminiert und das Verhältnis zwischen Nutz- und Leerkosten aufgezeigt.

Die für eine Anwendung gemessenen Leistungseinheiten, bewertet mit den so ermittelten Stückkosten, ergeben die Kosten der Anwendung. Der Abrechner verfügt auf diese Weise über ein anwendungsunabhängiges Bewertungssystem.

Für den Anwender sind diese Daten weder anschaulich noch nachvollziehbar. Ihn interessiert nicht die Anzahl der getätigten CPU-Minuten, EXCPs, Bandmontagen oder belegte Spuren. Was ihn interessiert, ist die Anzahl der erstellten Buchungen Bestellungen, Rechnungen oder - im Dialogbetrieb - die Zahl der getätigten Abfragen und Transaktionen.

Diese Größen sind für ihn transparent und zumindest teilweise beeinflußbar.

Zusammenführung der Anforderungen

Nachdem im ersten Teil bereits die Vorgehensweise für die Kostenermittlung einer Anwendung auf Sekundärkostenbasis diskutiert wurde, ist es nun nicht weiter schwierig, die für den Abnehmer relevanten Leistungseinheiten zu kalkulieren. Natürlich muß man sich überzeugen, ob die im Problemprogramm gezählten Leistungseinheiten mit den Anwendungskosten korrelieren.

Als Faustregel empfiehlt sich - Zentraleinheit, Kanäle und Arbeitsspeicher über den Verarbeitungsgegenstand (Rechnungen, Bestellungen),

- externe Speicher über Anzahl und Größe der Stammsätze,

- Ausgabegeräte über die Outputgrößen (Druckseiten, -zeilen) und

- Dialog-Einrichtungen über Anzahl und Umfang der getätigten Transaktionen sowie angeschlossene Bildschirme abzurechnen.

Ein DV-Abrechnungssystem muß effizient und glaubwürdig sein. Die Effizienz zeigt sich darin, daß die Abrechnung der Leistungseinheiten die Ressourcenbeanspruchung und tatsächlichen Kostenverläufe möglichst exakt widerspiegelt. Glaubwürdigkeit wird vor allem durch Transparenz bei der Abrechnung an den Endbenutzer erreicht.

Den Weg dazu bietet ein zweistufiges Abrechnungsverfahren, das zunächst die anfallenden Primärkosten anhand bestimmter Maschinenmeßdaten verrechnet und im zweiten Schritt die Kalkulation der für den Endbenutzer relevanten Leistungseinheiten ermöglicht. Die vorgeschlagene Vorgehensweise läßt sowohl eine lediglich kostendeckende als auch eine gewinnorientierte Abrechnung zu. Sie bietet darüber hinaus den Vorteil, daß Optimierungsmaßnahmen oder Umkonfigurierungen ohne Änderung der externen Abrechnung durchgeführt werden können.

Der Einführungsaufwand ist gering und kann in der Regel mit den vorhandenen Instrumenten (Kostenstellen-, Projektabrechnung) vollzogen werden. Für Verfeinerungen und Anreicherungen, wie beispielsweise wechselseitige Leistungsverrechnung innerhalb des RZ, ist das Modell offen.

* Rolf Beißner ist Leiter des Rechnungswesens bei der ZEDA, einem kommerziellen Rechenzentrum und Softwarehaus in Wuppertal.