Wir könnten uns selbst kaufen

30.03.2009
Kasten Vorspann

CW: Wie erleben Sie die Wirtschaftskrise als Chef eines Unternehmens, das komplexe, erklärungsbedürftige und nicht zuletzt teure Produkte anbietet?

GÉRARD: Alle Unternehmen beschäftigen sich derzeit mit der Frage: Wie bekommen wir unsere Prozesse auf die Reihe? Die Welt ändert sich schnell, und mit ihr die Business-Prozesse; darauf gilt es zeitnah zu reagieren. Hier liegt unsere Kernkompetenz. Übrigens: Wer unsere Produkte als zu komplex bezeichnet, hat vermutlich ein zu komplexes Geschäftsmodell. Und die Kosten stehen durchaus in Relation zur Komplexität der Anwendung.

CW: Mit Aris Express adressieren Sie explizit die Business-User. Haben Sie etwa eine neue Zielgruppe entdeckt?

GÉRARD: Nein, die Business-User waren schon immer unsere Zielgruppe. Wir haben sie bislang nur nicht explizit angesprochen. Wir wollen den CIO nicht außen vor lassen. Aber er darf nicht der Flaschenhals der Unternehmenssteuerung sein. Ein selbstbewusster CIO wird es begrüßen, wenn wir auch mit den Geschäftsbereichen sprechen.

CW: Die Branche spekuliert über einen Verkauf von IDS Scheer. Was ist dran?

GÉRARD: Ich wurde nicht beauftragt, das Unternehmen zu verkaufen, als ich den Vorstandsvorsitz übernahm. Ich will vielmehr so lange bleiben, bis wir wieder eine zweistellige Marge vor Steuern ausweisen. Die Umstrukturierung hat auch nichts mit einem mutmaßlichen Verkauf zu tun. Aber mir ist klar, dass ein niedriger Aktienkurs Begehrlichkeiten weckt. Bei unserer Liquidität könnten wir uns gut und gern selbst kaufen. Und tatsächlich dürfen wir bis zu zehn Prozent der Anteile vom Markt zurücknehmen. Damit haben wir einen größeren Handlungsspielraum für eine zielgerichtete Expansion. (qua)