Enttäuscht gegenüber Guitar Hero und Rock Band

Wii Music bremst Nintendos Höhenflug ein

15.12.2008
Von pte pte
Nach Jahren explosiven Wachstums gerät der Konsolenhersteller Nintendo in dieser Weihnachtssaison etwas unter Druck.

Das im Herbst gestartete Musikspiel "Wii Music" scheint sich derzeit eher zur Enttäuschung als zum Supererfolg zu entwickeln, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Das Game, in dem mit den Wii-Controllern das Spielen eines imaginären Instruments nachgeahmt wird, wurde bis dato von den meisten Kritikern äußerst skeptisch bewertet. "Es könnte Nintendos erster Flop für die Wii werden", meint Benjamin Schachter, Analyst bei UBS Investment Research. Anders als die Konkurrenzspiele "Guitar Hero" und "Rock Band", die sich bereits millionenfach verkauften, kommt Wii Music bisher nur mäßig bei den Fans an und hinkt in den USA sogar älteren Wii-Titeln hinterher.

Nintendo selbst zeigt sich dennoch gelassen. Shigeru Miyamoto, Kreativchef und Mastermind hinter der Wii, sagte in einem Interview, er kümmere sich derzeit wenig um die Verkaufszahlen des Musikgames. "Ich erwarte von Wii Music nicht, ein unmittelbarer Hit zu werden", so Miyamoto. Vielmehr werde sich das Spiel zu einem Langzeiterfolg entwickeln und sich über Mundpropaganda verbreiten. "Unsere Verkäufe sind derzeit sehr gut - nach schleppendem Start in der ersten Woche hat sich das Produkt etabliert und auch dementsprechend durchverkauft", sagt auch Nintendo-Marketingleiter Gerald Kossaer auf Nachfrage von pressetext. Als direkte Konkurrenz zu Guitar Hero und Rock Band sieht er Wii Music zudem überhaupt nicht. "Das Spiel ist komplett anders aufgebaut als die Mitbewerber-Produkte und auf eine ganz andere Zielgruppe ausgerichtet. Hierfür entspricht es durchaus den Erwartungen", ergänzt Kossaer.

Im Gegensatz zu den erfolgreichen Musikspielen der Wettbewerber setzt Wii Music nicht auf eigens entwickelte Instrumente, sondern vielmehr auf deren Imagination und Improvisation. Laut Miyamoto hat Wii Music mehr als nur Unterhaltungswert. Es sei ein Werkzeug, um Musiktheorie zu erlernen. Dieser Gedanke beruht wohl darauf, dass im Spiel aus 60 verschiedenen virtuellen Instrumenten ausgewählt werden kann, mit denen Songs wie "La Cucaracha" improvisiert und aufgenommen werden sollen. Wie bei vielen anderen Spielen, die der Games-Guru entwickelt hat, ließ Miyamoto auch hier seine persönlichen Vorlieben einfließen. Immerhin ist er ein begeisterter Folk-Musiker und Amateur-Gitarrist. Seine Hundeliebe findet sich im populären DS-Spiel "Nintendogs" wieder.

Obwohl Miyamoto in der Vergangenheit mit seinen innovativen Konzepten eine Fanschar um sich aufgebaut hat, zeigt sich nun selbst diese kritisch gegenüber Wii Music. Ohne Miyamotos Games hätte er niemals so eine Liebe für Videospiele entwickelt, sagt etwa David Hinkle, Betreiber der Webseite NintendoWiiFanboy.com. das neue Musikgame habe ihn dennoch enttäuscht. "Ich weiß, was Miyamoto mit dem Spiel vor hatte, auf welche Zielgruppe es ausgerichtet wurde und dass es dazu gedacht war, Leute für Musik zu begeistern. Aber als aktiver Musiker muss finde ich das Game doch etwas zu simpel", so Hinkle. Bleibt letztlich abzuwarten, ob Nintendos Langzeitplan aufgeht, oder sich die weit verbreitete Skepsis bewahrheitet und Wii Music tatsächlich zum Flop wird. (pte)