Wie schulen Sie Ihre Mitarbeiter?

21.02.1975

Schulungskosten sind Zukunftsinvestitionen. In vielen Fällen zeigt sich der Ertrag unmittelbar, oft erst später, manchmal sind es Fehlinvestitionen. Das Volkswagenwerk sieht darin eine Herausforderung, weil "unsere Unternehmensorganisation von dem vielfältigen EDV-Wissen unserer Mitarbeiter getragen wird".

Die elektronische Datenverarbeitung durchdringt das Unternehmen in allen Bereichen. Tausende von Mitarbeitern müssen - gewollt oder ungewollt - mit ihr leben und sich mit ihr weiterentwickeln. Will ein Unternehmen den Anschluß nicht verlieren und die Qualität der Unternehmensorganisation erhalten, ist eine gezielte und funktionsbezogene differenzierte Förderung durch EDV-Schulung unumgänglich.

CW befragte Ausbildungsspezialisten großer Firmen, was für die EDV-Ausbildung im eigenen Hause getan wird.

Sigurd Born, Leiter der Abteilung Ausbildung + EDV-Schulung Heinrich Bauer Verlag, Hamburg

Die Schulung der Mitarbeiter, die EDV-orientiert tätig werden sollen oder sind, vollzieht sich auf verschiedene Arten:

Ausbildung:

- Wir bilden junge Leute nach dem Berufsbild Datenverarbeitungs-Kaufmann aus. Sie erhalten schon während der Ausbildungszeit Gelegenheit, notwendige Lehrgänge, wie Programmlogik, Datenorganisation und Cobol, zu besuchen.

- Bei kurzfristigem Bedarf erfolgt eine Intensivschulung, die sich zum Beispiel bei Programmierern über circa ein halbes Jahr erstreckt. Theorie und Praxis wechseln sich sinnvoll ab; die Lehrgänge - entweder intern veranstaltet oder extern beschickt - bauen systematisch aufeinander auf.

Fortbildung:

Hat ein Mitarbeiter seine Ausbildung beendet, kommt er an seine geplante Wirkungsstätte. Ab dann setzt die Individualschulung ein, zum Beispiel TP, IMS oder Projektleitertechnik.

Die Mitarbeiter der Fachbereiche, die EDV-Dienste in Anspruch nehmen, erhalten eine Grundausbildung durch ein audio-visuelles Programm und Referate von EDV-Führungskräften.

Dr. Alexander Ehrismann Leiter der DV-Produktsicherung des Bereiches Datenverarbeitung

und Organisation der MBB GmbH, Ottobrunn

Für die Maßnahmen, die im Bereich "Datenverarbeitung und Organisation" bei der MBB GmbH für die Schulung und Weiterbildung der Mitarbeiter durchgeführt beziehungsweise geplant sind, haben wir die folgende Kategorisierung getroffen:

- Management-Techniken

- Schulung auf Fachgebieten außerhalb der Datenverarbeitung (DV), auf Gebieten, die von der DV intensiv unterstützt werden (zum Beispiel Rechnungswesen).

- Datenverarbeitungs-Schulung, zum Beispiel Rechenzentrumsbetrieb, Programmierkurse und anderes.

- Sonstige, zum Beispiel Sprachschulung.

Grundlage der Schulungsbedarfsermittlung sind Anregungen aus

dem Kreis der direkten Vorgesetzten möglicher Teilnehmer von Schulungsveranstaltungen, ergänzt durch entsprechende Zielvorstellungen der Bereichsleitung. Zur Deckung des Schulungsbedarfs wird von folgenden Möglichkeiten Gebrauch gemacht:

- MBB-interne Schulung durch eigene Fachkräfte

- MBB-interne Schulung durch externe kompetente Personen im Rahmen des "MBB-Bildungsprogramms"

- Bei laufender Sichtung und Beurteilung des externen Angebotes (inklusive neuer Techniken wie Video) wird fallweise darauf zurückgegriffen .

- Einbeziehung des Angebotes der Hersteller der bei uns installierten Maschinen, eventuell Ausrichtung von Sonderkursen durch diese Hersteller.

Joachim Knietzsch Leiter der EDV-System- und Methodenschulung der Volkswagenwerk AG, Wolfsburg

Im Volkswagenwerk wurden EDV-Ausbildungspläne nicht nur für die im EDV-Bereich tätigen Organisatoren, Systemplaner und Programmierer sondern auch für Führungs- und Nachwuchskräfte sowie Sachbearbeiter und EDV-lnteressierte aus dem Anwenderbereich entwickelt.

Auch den Weiterbildungsmaßnahmen wird ein gebührender Platz eingeräumt. Durch eine zentrale Beratung und Planung werden die Personalvorgesetzten informiert und in ihren Bemühungen um die Förderung ihrer Mitarbeiter unterstützt. Die zentrale EDV-Ausbildungsdatei ist hierbei ein wichtiges Hilfsmittel. Einen Schwerpunkt in der Arbeit der Ausbildungsberater bildet die Sicherung des Notwendigen und die Vermeidung des Überflüssigen.

Die Ausbildungspläne setzen sich aus Lehrgängen, Übungen und Praktika zusammen. Ein Teil der Lehrgänge wird im Rahmen eines Jahresprogramms von Instruktoren der Schulungsabteilung und Fachleuten aus EDV-Abteilungen gestaltet. Weiterhin werden programmierte Unterweisungen und audio-visuelle Unterweisungen eingesetzt. Für Spezialthemen wird von externen Angeboten (vornehmlich EDV-Hersteller) Gebrauch gemacht. Das Schwergewicht der eigenen Lehrgangsentwicklung liegt in der Grundausbildung einschließlich Sprachen sowie der Schulung spezieller Anwendungen (zum Beispiel IMS-Anwendungsprogrammierung) .

Im Übungsbetrieb spielt neben den Instruktoren ein computergestütztes Trainingssystem eine wichtige Rolle. Praktika werden überwiegend in den Stammabteilungen abgeleistet.

Drs. S. Le Large Interims-Manager Datenverarbeitung der Schmalbach-Lubeca GmbH, Braunschweig

Die Schulung der Mitarbeiter unseres Bereiches Verfahrensorganisation und Datenverarbeitung hat drei Aspekte:

Formelle Schulung, Training und Vertiefung des Erlernten, Schulung in der SLW-eigenen Problematik. Für die formelle Schulung können wir auf ausreichend vorhandene Quellen zurückgreifen: Ausbildungsinstitute, Hersteller und so weiter. Die anderen Punkte müssen wir selbst realisieren. Die Umstellung unserer EDV-Organisation auf eine rein projektorientierte Organisation und die Wichtigkeit dieser Aufgaben hat uns veranlaßt, eine spezielle Stabsstelle mit diesen Aufgaben zu betrauen. Was tun wir auf diesem Gebiet?

- Begleitung derjenigen, die ein Schulungsprogramm absolviert haben, um zu erreichen, daß Theorie in Praxis umgesetzt wird. -

- Vertiefung und Auffrischung der EDV-Fachkenntnisse. Für diesen Zweck verfügen wir über eine Video-Kassetten-Bibliothek.

- Information und Diskussion über bereits realisierte Anwendungen und über neue Projekte. Die Stabsstelle hat außerdem die Aufgabe, ein EDV-Trainingsprogramm für Mitarbeiter der Fachabteilungen durchzuführen. Insgesamt werden circa 3 Prozent unseres EDV-Budgets für Trainingsaktivitäten aufgewendet. Obwohl wir erst seit einem halben Jahr in dieser Richtung arbeiten, zeigt sich, daß

- Training als gezielte Aufgabe zu effizienterem Arbeiten führt

- die Nachfrage der Mitarbeiter nach Training sich vergrößert hat - wir in der Lage sind, Training auf breiter Basis zu realisieren.

Winfried Bersin Direktor der Rheinstahl AG, Gelsenkirchen

Wir verstehen Datenverarbeitung als Dienstleistung für Produktion und Verwaltung, deren Arbeitsergebnisse von morgen durch Information und Ausbildung von heute ermöglicht und sichergestellt werden.

Im internen Kreis setzen wir für Organisatoren, Ingenieure, Programmierer und Operatoren neben den üblichen Ausbildungshilfen der DV-Hersteller, Institutionen und Softwarehäuser eigene Seminare und audiovisuelle Kurse ein. Wir schulen in Anwendungsgebieten, Organisations- und Systemtechniken, Programmiersprachen, Dialog-Sprachen, Fremdsprachen usw.

Für die Benutzer der Datenverarbeitung - Kaufleute und Techniker, Führungskräfe und Sachbearbeiter - führen wir problemorientierte Arbeitsseminare durch und informieren über Möglichkeiten und Grenzen des Instruments Datenverarbeitung. Wir setzen auch dazu audiovisuelle Kurse ein.

Die Ausbildungsmaßnahmen für EDV-Mitarbeiter und "mit (dem Instrument) EDV Arbeitende" koordiniert die Abteilung "DV-Ausbildung". Unter anderem wurden seit 1971 von dieser Abteilung 33 mehrtägige Arbeitsseminare für Führungskräfte (Multiplikatoreffekt!) in dem Rheinstahl-Trainingszentrum Haus Rheinberg sowie eine Vielzahl sachgebietsbezogener Tagesseminare, darunter eine Serie mit technisch-wissenschaftlicher Problemstellung, in veschiedenen Rheinstahl-Standorten durchgeführt. Mit Hilfe des audiovisuellen Schulungssystems wurden seit 1972 in den Rheinstahl-Standorten allgemeine Informationen an 2200 Mitarbeiter vermittelt.