Content-Erstellung am Fließband

Wie KI das Internet kaputt macht

30.01.2024
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Gut ein Jahr nach dem Launch von ChatGPT lassen sich bereits die – negativen - Auswirkungen von GenAI auf das Internet erkennen. Das Web wird mit Schrott-Content überschwemmt.
Mit GenAI werden Content-Erstellung und -Klau zum Kinderspiel.
Mit GenAI werden Content-Erstellung und -Klau zum Kinderspiel.
Foto: Thongden Studio - shutterstock.com

Eine der herausragenden Eigenschaften von generativer künstlicher Intelligenz ist die Möglichkeit, auf Basis einer bestehenden Vorlage oder einer Reihe von Prompts per Mausklick in Sekundenschnelle beliebig viele Inhalte zu generieren. Geht es beispielsweise um die Erstellung von möglichst "persönlichen" Anschreiben an Kunden oder Bewerber, kann dies enorme Vorteile bieten.

Es existieren aber mindestens ebenso viele Möglichkeiten, diese Möglichkeit zu missbrauchen. So ist GenAI inzwischen auch ein beliebtes Mittel, um die zahlreichen Bots im Web & Co. mit künstlich erzeugtem und teils anstößigem Content zu versorgen. Der Suchbegriff "goes against OpenAI's content policy" spuckt etwa auf X.com (ehemals Twitter) eine ganze Menge an Ergebnissen von meist ominösen Nutzern aus - wobei es sich wohlgemerkt nur um laut OpenAIs Richtlinien unzulässige Inhalte handelt.

GenAI macht die Stimmungsmache durch Bots auf X.com/Twitter deutlich einfacher.
GenAI macht die Stimmungsmache durch Bots auf X.com/Twitter deutlich einfacher.

Wie die Kollegen von 404 Media herausfanden, gibt es inzwischen auch eine Reihe von KI-Tools, die Kunden versprechen, Artikel von fremden Websites für ihre Nutzer "anzupassen". Eines davon, SpinRewriter, wirbt offen damit, mit einem einzigen Klick 1.000 leicht unterschiedliche Versionen desselben Artikels zu erstellen und sie mit einem kostenpflichtigen Plugin automatisch auf beliebig vielen WordPress-Sites zu veröffentlichen. Außerdem bietet es ein Tool, mit dem Benutzer beliebig viele Websites über ein einziges Dashboard verwalten können.

KI kopiert ganze Websites

Ein anderes Unternehmen namens Byword werbe mit einem "SEO-Raub", bei dem "3,6 Millionen Besucher von einem Konkurrenten gestohlen" wurden. Dazu wurde die Sitemap des Konkurrenten kopiert und mit Hilfe von GenAI eigene - SEO-optimierte - Versionen von 1.800 seiner Artikel erstellt. Das Resultat, berichtet der Verfasser des Posts: Seitdem registriere die Website pro Monat 490.000 Seitenaufrufe und 13.000 Keywords lägen auf Seite 1 bei Google. "Und das Beste daran?", so der Byword-Manager: "Wir haben diesen Traffic von unseren Konkurrenten übernommen."

Angesichts der zunehmenden Verbreitung von KI darf man davon ausgehen, dass künftig der Anteil an plagiierten Beiträgen und Falschinformationen im Web ansteigen wird. Etliche Artikel davon könnten sogar prominent auf Google News landen: Das Unternehmen erklärte gegenüber 404 Media, dass es zwar versucht, Spam in Google News zu filtern, sich aber nicht allzu sehr darum kümmert, ob ein Artikel von Menschen oder von KI geschrieben wurde. Wichtig sei die Qualität der Inhalte, so ein Google-Vertreter.