Wie der Wettbewerb reagiert

31.01.1986

Werner Brockhagen, Geschäftsführer der Apollo Domain Computer GmbH, München

"Wir freuen uns über das Announcement, denn dadurch wird das Konzept der Workstation erst richtig hoffähig. Dieser Markt kann sehr groß werden - ich wage sogar zu behaupten, größer als der Minicomputermarkt je gewesen ist. Wir machen uns aber nichts vor. IBM wird sofort auch in diesem Bereich einen ordentlichen Anteil für sich verbuchen können. Allerdings können wir gerade dadurch wachsen, denn wir kündigen zur Hannover-Messe auch weitere Workstations mit entsprechender Leistung an. Ansonsten sehe ich die IBM-Station derzeit eher als Ablösemaschine für die 5080. Wenn Big Blue damit neue Märkte außerhalb der IBM-Welt angehen will, tut sie sich schwer."

Helmut Krings, Geschäftsführer der Sun Microsystems GmbH, München

"Nimmt man die Leistung des Systems, die Vernetzungsmöglichkeit und die doch recht enge Kopplung an die bestehende IBM-Welt durch die 5080-Kombination, dann habe ich den Eindruck, daß die Stoßrichtung für dieses Produkt zumindest in der Anfangsphase eher im kommerziellen als im technisch-wissenschaftlichen Markt liegt. Zudem bieten Unternehmen, die heute RISC-Maschinen entwickeln, mindestens vier oder fünf MIPS an. Und wenn jetzt die IBM mit einer Station rauskommt zwischen ein und zwei RISC-MIPS, dann ist das für mich zunächst einmal beruhigend. Als Außenstehender wäre ich sogar enttäuscht. Mit Sicherheit ist das Produkt nicht das offene Workstationkonzept zum Aufbau von heterogenen Netzen, es ist eher ein High-end-PC. Um eine Maschine in der Leistungsklasse zu bauen, braucht man keine RISC-Architektur. Es sei denn, es gebe besondere IBM-intere

Kompatibilitätsgründe."

Klaus Jensen, CAD/CAM-Marketingmanager bei Digital Equipment GmbH, München

"Nach den Ankündigungen von IBM und DEC wird sich im Workstation-Markt wohl generell etwas ändern. Bislang war dieser Bereich immer die Domäne von Apollo und Sun. Für die IBM ist die neue RISC-Maschine schon ein gewaltiger Schritt im Hinblick auf die grafische Arbeitsstation für den Ingenieur, Konstrukteur und Wissenschaftler. Ich sehe das allerdings immer noch unter dem Aspekt einer erweiterten autonomen Station; als eine Erweiterung zu der DOS-Maschine PC XT oder AT - jetzt eben mit Unix. Was fehlt, ist die Netzwerk- und damit Kommunikationsfähigkeit. Es reicht nicht, einfach nur ein File zu transferieren. Wir sind aber jetzt aufmerksam und berücksichtigen die IBM-Station bei unseren Marketingaktivitäten.

Für Apollo und Sun wird es sicher eine härtere Zeit werden als für uns. Die beiden sind zwar für den speziellen Workstation-Bereich bekannt aber eben erst seit ein paar Jahren auf dem Markt."