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Wie Bill Gates sich die Zukunft der Arbeitswelt vorstellt

20.05.2005
Der reichste Mann der Welt träumt von einer Zukunft, in der wir alle dank Software produktiver arbeiten. Unschwer zu erraten, wer diese Werkzeuge liefern soll...

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - In einer E-Mail an Microsoft-Kunden hat Bill Gates über die Zukunft der Arbeitswelt räsoniert. In der übernimmt Software Aufgaben, die heute noch mühsam von Menschen erledigt werden, so der Microsoft-Gründer. Unschwer zu erraten, von wem diese Werkzeuge kommen, die die Produktivität der werktätigen Bevölkerung in ungeahnte Höhen katapultieren soll.

Software, wie sie künftig genutzt werden wird, ist nach den Vorstellungen des Microsoft-Vordenkers nicht mehr zur schnöden Informationsfindung und -sammlung da. Vielmehr sollen die digitalen Werkzeuge den Weiße-Kragen-Angestellten helfen, den Wust an Informationen zu ordnen, Prioritäten zu etablieren, aus den Informationen automatisch Inhaltsanalysen zu fertigen und je nach den Bedürfnissen des Einzelnen aufzubereiten. Solche Hilfsmittel, von Gates Information-Worker-Software genannt, müssten allerdings erst noch geschaffen werden.

Gates zitierte Industrieanalysten, die herausgefunden haben wollen, dass die so genannten Information-Worker heutzutage bis zu 30 Prozent ihrer täglichen Arbeitszeit allein mit der Suche nach Informationen verbringen, die sie für ihre Tätigkeiten benötigen. Hinzukomme die Einordnung der Funde nach Gewichtung und schließlich die eigentliche Arbeit, aus diesen Informationen nämlich Aktionen abzuleiten.

Um all dies künftig schneller und effizienter zu bewerkstelligen, sei eine neue Generation von Software vonnöten. Diese sei geprägt von "viel versprechenden Technologien". Hierzu gehört etwa, dass sich die Software anpasst und die Bedürfnisse des Anwenders "erlernt" und entsprechend immer besser und automatisiert die Arbeiten des Nutzers unterstützt. In diese Gedankenwelt gehören auch Tools, die sich selbst verwaltet und konfiguriert. Der neue Typ Software wird in der Lage sein "zu verstehen, wie ein Anwender arbeitet, welches seine Anforderungen sind und wie sie den Nutzer dabei unterstützen kann, Prioritäten (in seiner Arbeit, Anm.d.Red.) zu setzen".

Auf diese Weise ließen sich, so Gates weiter, viele Routinearbeiten automatisieren. Software wird nämlich in Zukunft in der Lage sein, Schlussfolgerungen zu ziehen über die Art von Aufgabenstellungen und Tätigkeiten des Anwenders. Sie kann daraus dann die Art weiterer Informationen ableiten, die der Nutzer darüber hinaus benötigen dürfte - und diese dann auch selbstständig anliefern. Wenn eine Software erst einmal weiß, wie ein Anwender bei der Arbeit tickt, kann sie ihm dabei entsprechende Handreichungen machen. So könnte die Software etwa, wenn ein Nutzer an einem sehr wichtigen Memorandum mit einem engen Zeitplan arbeitet, dies erkennen und in dieser Zeit nur "Telefonate oder E-Mails von, sagen wir, dem direkten Vorgesetzten oder von Familienmitgliedern" durchstellen, überlegt Gates.

Grundlage solch einer Arbeitsweise wäre eine vereinheitlichte Kommunikation mit einem einzigen Zugangsmechanismus zur vernetzten Welt. Dieser Zugang müsste dann allerdings quasi über alle Anwendungen und sämtliche Gerätschaften in einem Unternehmen gestülpt werden. Benutzer müssten in solch einer Topologie eine komplette, vereinheitlichte Sicht auf alle ihre Kommunikationsoptionen haben, egal ob es sich hierbei um text- oder stimmbasierte Systeme handelt. Ganz egal übrigens auch, ob der Nutzer gerade on- oder offline ist.

Gates prognostizierte, künftige "intelligente" Software werde eine holistische Sicht auf Arbeitsprozesse nehmen. Sie werde Daten und Zahlen zu Arbeitsweisen und -prozessen liefern und so einfacher ineffiziente Abläufe und Fehlerquellen eruieren können.

Microsoft, so Gates schließlich, arbeite an Produktivitätswerkzeugen, die diese neue Generation von Software auf Basis der heutigen Office-Produkte verwirklichen. (jm)