Das System kennt die Web-Kunden besser als sie sich selbst

Wie Alliant Foodservice dem Brick den Click zur Seite stellte

26.05.2000
WIEN (qua) - Indem er die Kundeninformationen intelligent nutzt, kann der Großküchen-Belieferer Alliant Exchange Inc. seine Online-Klientel effizient, aber individuell bedienen. Auf der "Planet 2000" stellte Vizepräsidentin und CIO Barbara Moss die E-Commerce-Strategie des in Deerfield, Illinois, beheimateten Unternehmens vor.

Nur wenige Unternehmen gehen den Weg zur "Click-and-Mortar"-Company so konsequent wie Alliant Foodservice. Mit 44 über die USA verteilten Distributionszentren, etwa 100000 Kunden und einem Jahresumsatz von sechs Milliarden Dollar ist das Unternehmen längst etabliert; es widmet sich der Aufgabe, Restaurants, Krankenhäuser und andere Großküchen mit Nahrungsmitteln zu beliefern. Im Februar dieses Jahres setzte die 1990 ausgegründete Ex-Division des Nahrungsmittelgiganten Kraft Foods jedoch einen Meilenstein in ihrer Firmengeschichte: Sie stellte der Alliant Foodservice Inc. eine eigenständige E-Commerce-Gesellschaft mit Namen Alliantlink.com zur Seite und installierte die Holding Alliant Exchange Inc.

Alliantlink steht auch für ein ebenfalls im Februar freigeschaltetes Web-Portal, über das Internet-affine Kunden sieben Tage in der Woche 24 Stunden lang Nahrungsmittel ordern können. Eigenen Angaben zufolge wird Alliant Exchange im laufenden Jahr 100 Millionen Dollar in das System investieren.

So bietet die Lösung denn auch mehr als ein bloßes Katalogsystem. Vielmehr integriert sie die Supply-Chain-Management- und Data-Warehouse-Umgebung des Unternehmens, um Informationen, die sich auf Zulieferer und Kunden beziehen, mit der Website zu verbinden und so eine wirkliche Business-to-Business-Lösung zu schaffen.

Als Mittel zum Zweck dienen die "Rhythm Marketplace Services" des texanischen Softwareanbieters I2 Technologies, die Alliant seit August letzten Jahres nutzt. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich ein Paket von Planungswerkzeugen für den Aufbau und den Betrieb eines elektronischen Marktplatzes, die extern, also durch I2, betrieben werden. Eigenen Angaben zufolge wird Alliant sein Portal auch in die "Tradematrix" integrieren, eine Art Metaportal, für das I2 die technische Infrastruktur zur Verfügung stellt.

Mit Hilfe des Beratungsunternehmens Price-Waterhouse-Coopers und dank der eigenen Entwicklerkapazitäten entstand ein System, das dem Kunden das Gefühl geben soll, es kenne ihn besser als er sich selbst: Zum einen lässt sich die Webpage mit einem von Alliant selbst erstellten Tool den jeweiligen Ansprüchen anpassen. Zum anderen weiß der Web-Server genau über jede Kundenbeziehung Bescheid: Die Informationen reichen von der zutreffenden Preisliste bis zu maßgeschneiderten Einkaufszetteln, die nur noch modifiziert werden müssen. Die Daten stammen aus den von Alliant gesammelten Kundenprofilen, die bei jeder Bestellung abgeglichen werden und als Basis für Plausibilitätsprüfungen dienen.

Davon profitiert auch Alliant. Es ermöglicht dem Dienstleister, Irrtümer bei der Dateneingabe zu reduzieren oder rechtzeitig zu korrigieren - durch simple Rückfragen à la: "Wollen Sie wirklich 4000 Salatköpfe, oder haben Sie nur eine Null zu viel getippt?"

Alliant geht sogar so weit, mit Hilfe eines "Click-StreamTracking" auch die nicht zu Ende geführten Order-Prozesse zu dokumentieren. "Wir wissen nicht nur, was der Kunde bestellt, sondern auch, was er bestellen wollte", brüstete sich Moss, die als Chief Operating Officer für das Tagesgeschäft von Alliantlink.com verantwortlich zeichnet.

Bei jedem Bestellvorgang überprüft das System in Echtzeit die Bestände der in Frage kommenden Distributionszentren daraufhin, ob sie die Waren in der nötigen Menge und zum gewünschten Termin liefern können. Andernfalls erhält der Kunde Vorschläge für eine Alternative.

Schließlich teilt ein Configure-to-Order-Werkzeug den Distributoren mit, wie die Waren adäquat auszuliefern sind. Es weiß, dass Tiefkühlkost in Gefrierboxen gehört und die Dosen mit den geschälten Tomaten nicht oben auf die Bananen gepackt werden dürfen.

Laut Moss kann Alliantlink bereits 1400 Kunden vorweisen, die zwischen Februar und Mai dieses Jahres fünf Millionen Dollar Umsatz einbrachten. Zum Ende dieses Jahres rechnet Moss damit, dass über das Web-Portal 400 Millionen Dollar hereingekommen sein werden. Zudem verschafft sich Alliantlink dank seiner Kundenkenntnisse ein Zubrot: durch detaillierte Reports an die Zulieferer und kundenspezifisch eingeklinkte Werbe-Buttons.