Wider die Entmündigung

24.02.1989

Der Siegeszug des PC ist nicht aufzuhalten. Schon entstehen Großrechner-Anwendungen auf den sogenannten Rechnerzwergen. Kein Wunder, daß die DV-Abteilungen dieses emanzipierte Wunderkind für sich vereinnahmen möchte.

So beredt, jedoch die DV-Leiter die technische Machbarkeit der PC-Einbindung in ein zentrales DV-Konzept preisen, so schweigsam werden sie, wenn es sich um die daraus resultierenden menschlichen Konsequenzen für die PC-Anwender handelt. Ihr Wunsch-PC wäre offenbare eine Black Box ohne Laufwerk und mit strikt festgelegter Zugriffsberechtigung für jede Anwendung.

Doch die Benutzer übersetzen PC nicht - wie neuerdings propagiert - mit Arbeitsplatz-System. Sie sehen in ihm ihren "persönlichen Computer", den sie dutzen, verfluchen, streicheln und mit dem sie so manches Absturzerlebnis gemeinsam durchleiden. Wenn nun die DV-Abteilung diese persönliche Beziehung auf den nackten Boden der rein unternemensbezogenen Anwendung einschränken möchte, dann wird das -nicht zu Unrecht - als Degradierung des elektronischen Freundes, wenn nicht als persönliche Abqualifizierung, empfunden. Dem nach den Vorstellungen der zentralen Datenverarbeiter soll vom PC wenig mehr bleiben als ein dummes Terminal.

Eine solche "Verdummung"" trifft vor allem diejenigen Anwender besonders hart, deren Bemühungen um PC-Kenntnisse nun mit Entzug des freien Umgangs mit ihrem

Rechner bestraft werden sollen. Die hauptamtlichen Datenverarbeiter erinnern sich

offensichtlich nur ungern daran, daß gerade die PC-Freaks mit ihren persönlichen Computern bahnbrechend für die Akzeptanz der elektronischen Datenverarbeitung in allen

Unternehmensbereichen gewirkt haben.

Sowohl die psychologisch menschlichen Einwände der PC-Anwender gegen eine Einbindung in die Groß-DV als auch die organisatorischen DV-Argumente dafür sind

durchaus ernst zu nehmen. Ein unlösbarer Konflikt?

Nicht, wenn die DV- Gewaltigen verstehen, den PC-Anwendern auch die Vorteile

der Anbindung zu vermitteln. Abgesehen von den rein betrieblichen Anwendungen

könnte der Freak seine Datenfühler durchaus über den gesamten Betrieb ausstrecken.

Denn der PC am Host muß keine Black-Box sein. Voraussetzung wäre jedoch daß die Datenverarbeiter über ihren zentralisierten Schatten springen und ihre Furcht vor den ach so infektiösen PC-Daten und ihren angeblich chaotischen Anwendern überwinden.