Konkurrenz moniert Begünstigung von Big Blue

Wg. IBM: US-Navy wieder im Kreuzfeuer

05.05.1989

WASHINGTON (IDG) - Mit Protesten gegen die Protektion des IBM- Konzerns bei öffentlichen

Ausschreibungen hält die Finanzierungsgesellschaft Pacificorp Capital Inc. die Washingtoner Aufsichtsbehörden in Atem. Bei der Attacke gegen Navy und Big Blue geben Oppositionspolitiker Rückendeckung. Doch das Pentagon ging auf Tauchstation .

Ins Visier der IBM-Kritiker ist diesmal eine Ausbildungseinrichtung der US-Kriegsmarine geraten: die Navy Post-graduate School. Deren Investitionsantrag für neue Mainframes und verbundene Dienstleistungen - Wert: 14 Millionen Dollar - sei der IBM regelrecht auf den Leib geschneidert und nur als offene Ausschreibung "verkleidet" worden. Die Beschwerde beim Board of Contract Appeals der General Services Administration ist quasi ein Nachschlag Zu einem früheren Protest, den die Pacificorp bereits vor Monaten gegen IBM-freundliche Navy-Einkäufer vorgebracht hatte.

Politische Schützenhilfe leistet dem Beschwerdeführer ein demokratischer Kongreßabgeordneter, James Florio aus New Jersey. Er setzte sich beim Verteidigungsministerium dafür ein, aus aktuellem Anlaß die auf Eis gelegten Ermittlungen wieder aufzunehmen. Denn das Pentagon hatte sich ausgeklinkt, nachdem der Rechnungshof (General Accounting Office) auf Initiative des zuständigen Ausschußvorsitzenden im Repräsentantenhaus, des Demokraten John Conyers aus Michigan, aktiv geworden war. Man wollte Doppelarbeit vermeiden, hieß es.

Zwar sagte der für die Navy zuständige Unter-Staatssekretär, Lawrens Garrett, Florio Mitte März schriftlich zu, daß sein Ministerium die Untersuchung fortsetzen werde. Doch bis dato beharren die zuständigen Ministerialen darauf, daß nichts unternommen wird. Florio, vom Versteckspiel der Pentagon-Oberen frustriert, arrangierte inzwischen ein Treffen mit dem Generalinspekteur der Navy und Vertretern des Rechnungshofs, um zu erreichen, daß doch noch koordinierte Ermittlungen eingeleitet werden. Außerdem bat er Les Aspin, den Vorsitzenden des Streitkräfte-Komitees im Repräsentantenhaus, darum, parlamentarische Hearings zum Thema Navy/ IBM abzuhalten.

Die Pacificorp verweist in ihrem Protest auf ein Dokument aus dem vergangenen Jahr: schon im April 1988 hatte der Generalinspekteur in einem Bericht festgehalten, daß die Verantwortlichen der besagten Marine- Schule gegen die ethischen Grundsätze der US-Regierung und gegen Navy- Richtlinien verstoßen hatten. Über eine inoffizielle Kasse hatten sie schulische Aktivitäten von der IBM fördern lassen.

Das inkriminierte Konto wurde verwaltet von einer " Computer Science Foundation" (CFS),deren Einrichtung also solche bereits rechtswidrig war, wie aus dem Bericht des Inspekteurs hervorgeht. Professor Robert McGhee Schatzmeister der inzwischen aufgelösten Stiftung gab zu, von der IBM bei der Gründung der CFS einen Scheck über 4000 Dollar erhalten zu haben. Navy-Generalanwalt Rodger MacNamara wandte sich in dieser Angelegenheit an den US-Bundesanwalt in San Francisco, doch dieser sah sich - aufgrund personeller Engpässe - nicht in der Lage, die Sache zu verfolgen. Allerdings wurden Professoren, die Funktionen in der CFS übernommen hatten, von ihren Vorgesetzten ermahnt oder belehrt.

Inzwischen schlagt die IBM zurück. Sie habe ein gutes Verhältnis zur Navy, sei auch stolz darauf, aber alle Vorbringungen seien nichts als Verleumdungen seitens der Konkurrenten, die die Bedürfnisse der Marine selbst nicht so gut kennen würden und deshalb die Ausschreibungen gerne zu ihren eigenen Gunsten geändert sähen.

Pacificorp-Manager Syd Wilson beruft sich auf den Bericht des Generalinspekteurs: .Das war schließlich die Regierung, die gesagt hat, die Navy zeige eine Vorliebe für IBM.

Konteradmiral Paul Tobin, Direktor für "Information Resources Management" bei der US-Navy, sprach sich mittlerweile dafür aus, daß sich wirklich das Pentagon der Sache annimmt. Wenn Florio das Verteidigungsministerium dazu bewegen könnte, "würde das den Lauf der Dinge beschleunigen", meinte Tobin. Ihm hatte die Pacificorp eine Kopie der Beschwerde an den Rechnungshof zukommen lassen, damit er die IBM- freundliche Ausschreibung annullieren ließe; zu einer Entscheidung darüber sei ihm die Zeit aber zu knapp gewesen, sagte der Admiral.

Am liebsten hätte Tobin dies alles ohne öffentlichen Wirbel geregelt: " Wilson will nicht nur Action, er will sie auch noch sofort. Ich hätte es vorgezogen daß er mich einfach angerufen hätte. Ich wäre froh gewesen, ihm helfen zu können."