Wetterleuchten über Edifact

04.12.1992

Donnerwetter! Damit war nicht zu rechnen, daß dem OSI-Standard Edifact binnen so kurzer Zeit wieder die Sonne lachen würde. Erinnern wir uns: Vor einem Jahr zog am bis dahin so ungetrübten Edifact-Himmel eine schwere Unwetterfront auf, als sich herausstellte, daß die Message Development Groups die Subsets - das sind durch die Edifact-Syntax definierte Datensequenzen - nach ihrem Gusto mit branchenspezifischem EDI-Allerlei verquickten. Folge: Der Grundgedanke von Edifact, ein international kompatibler, branchenübergreifender Standard zu sein, war angetastet.

In dieser Situation half nur noch ein reinigendes Gewitter. Im Verlauf eines stürmischen Rapporteurs-Meetings im kanadischen Ottawa wurden nicht nur alle Nachrichtentypen einem Quality-Control-Prozeß unterworfen, sondern auch ein neues Edifact-Directory generiert. Ziel war, die Entwicklergruppen durch ein strengeres Regelwerk zu mehr Disziplin bei der Subset-Interpretation anzuhalten.

Die Rechnung der Rapporteure scheint aufgegangen zu sein, oder der Anwender hat die vielen EDI-Formate satt. Anders ist der Edifact-Aufwind, auf dem Hamburger EDI-Kongreß insbesondere bei den Usern spürbar wurde, nicht zu erklären. Das neue Edifact-Hoch darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß es bei den Subsets nach wie vor wetterleuchtet.

Von eitel Sonnenschein also noch keine Spur. Das wissen auch die Edifact-Honoratioren. Um das Aufkommen eines weiteren Sturmtiefs über der bundesrepublikanischen Edifact-Landschaft zu vermeiden, haben sie deshalb die Gründung einer EDI-Gesellschaft angeregt, die vermutlich im Sommer 1993 ins Leben gerufen wird. Die Idee ist gut, vorausgesetzt die Organisation realisiert die in sie gesteckten Ziele, eine professionell geführte Institution für Anwender zu sein, die über die einheitliche EDI-Entwicklung wacht. Sollte dies gelingen, könnte am Ende des Regenbogens ein gefestigtes Edifact stehen. pg