Regulierungsbehörde zieht Bilanz

Wettbewerber nehmen der Telekom Marktanteile ab

16.07.1999
BONN (CW) - Der Wettbewerb am deutschen TK-Markt entwickelt sich planmäßig. Anderthalb Jahre nach der endgültigen Liberalisierung zieht die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP) eine positive Bilanz - trotz stagnierender Umsätze.

Die Anbieter von Diensten und Endgeräten am deutschen TK-Markt werden dieses Jahr insgesamt keine Umsatzsteigerung im Vergleich zum Vorjahr erzielen. Zu diesem Ergebnis kommt die Reg TP, die für 1999 ein Gesamtvolumen in Höhe von 106 Milliarden Mark erwartet. Das entspricht exakt dem Umsatzniveau von 1998.

Nach Berechnung der Bonner Behörde werden in diesem Jahr 88 Milliarden Mark des Marktvolumens auf Dienstleistungen sowie 18 Milliarden Mark auf Geräte entfallen. Die Umsatzflaute bedeutet jedoch keine Stagnation in der Nachfrage der Kunden. Im Gegenteil: Klaus-Dieter Scheurle, Chef der Reg TP, prognostiziert für das laufende Jahr eine Zunahme der Gesprächsminuten um 20 Prozent.

Stichwort Gesprächsminuten: Das durchschnittliche Volumen lag der Reg TP zufolge Ende des Halbjahres täglich bei rund 600 Millionen Minuten. Davon verbuchten die Wettbewerber der Telekom rund 14 Prozent, das entspricht 84 Millionen Minuten. Noch positiver fällt die Bilanz der Newcomer bei inländischen Ferngesprächen, Auslandstelefonaten sowie Verbindungen von Festnetzen in Mobilfunknetze aus. Hier eroberten sie sich gegenüber dem Ex-Monopolisten einen beachtlichen Marktanteil von 35 Prozent.

Das stagnierende Umsatzvolumen bei gleichzeitig steigender Nachfrage ist ein Indiz für den harten Wettbewerb im deutschen TK-Business. Da dieser Konkurrenzkampf immer noch sehr stark über Tarife und weniger mit Hilfe von Services ausgetragen wird, ist es zu einem weiteren Preisverfall gekommen. Nach Angaben der Bonner Wettbewerbshüter hat dies bei inländischen Ferngesprächen innerhalb von 18 Monaten zu einer Gebührenreduktion von bis zu 85 Prozent geführt.

Gleiches gilt für Auslandsgespräche. Auch hier profitiert der Verbraucher von deutlich gesunkenen Gebühren. Im Durchschnitt ermittelte die Reg TP für dieses Marktsegment eine Verbilligung um 74 Prozent. Auf den zehn wichtigsten Auslandsstrecken seien die Tarife im Vergleich zum Januar 1998 zur Hauptzeit zwischen 47 und 89 Prozent gefallen.

Keine Angaben machte die Reg TP in ihrem Bericht zum Ortsnetzbereich. Hier hatte die Behörde im Frühjahr das monatliche Entgelt, das Carrier für die Kupferkabel zum Endkunden an die Telekom entrichten müssen, auf 25,40 Mark festgelegt, um Planungssicherheit zu schaffen. Ein nennenswerter Wettbewerb ist dadurch auf der letzten Meile bisher aber noch nicht entstanden.

Positive Auswirkungen der Liberalisierung für den Konsumenten sieht die Reg TP auch im Mobilfunkmarkt. Der Preisindex für mobile Dienstleistungen ist dem Statistischen Bundesamt zufolge von Ende 1997 bis Mai 1999 durchschnittlich um 25,3 Prozent gesunken.