Wettbewerb in und mit Europa

25.12.1992

"Der Computer ist Europäer von Geburt," so ist nebenstehend zu lesen. Ein Europa der Computer-Konzerne hat es allerdings bisher nicht gegeben und Chancen dafür stehen auch in Zukunft nicht gut. Etliche Versuche auf europäischer Ebene sind sogar in besten Zeiten der Konjunktur schiefgelaufen. Das Unidata-Debakel der 70er Jahre steht für andere Fehlanzeigen, die weniger schlagzeilenträchtig waren.

Im Zeichen der weltweiten Rezession und des Showdowns in der Mainframe-Welt indes dürften die Karten in der Informations- und Kommunikationsindustrie neu gemischt werden. Japan hat im reinen Hardware-Geschäft seine Bedrohlichkeit verloren, wenngleich es als Innovator ein ernstzunehmender Wettbewerber bleiben wird.

Da wäre es an der Zeit, daß man sich - gut beraten vom fernöstlichen Mitbewerb in Sachen Fertigung und Personaleinsatz - im gewaltigen europäischen Binnenmarkt auf seine Stärken besinnt und diese ausbaut. Überdies gilt es für die Europäer, mit Qualität dem auch in Europa immer noch dominierenden US-amerikanischen Wettbewerb entgegenzutreten, nach dem Motto: "Hochwertiges im Kontext kleiner Markt-strukturen" (siehe oben) in großen Stückzahlen für den Weltmarkt.

Aus Anwendersicht ist dieses Szenario nicht unbedingt beunruhigend: Der Markt gerät in Bewegung, und die in Richtung Offenheit weiterschreitende Standardisierung auf allen Eben - und hier haben europäische Gremien in Europa, aber auch weltweit gute Vorarbeit geleistet - vergrößern den Spielraum der Entscheider, ob sie nun im Großunternehmen sitzen oder als mittlere oder kleine Unternehmer ihre Wahl treffen.

Ein weites Feld stellen die künftigen europaweiten Anwendungen dar. Ob es sich um Logistikkonzepte (siehe Seite 29) handelt oder um Software-Entwicklung (siehe Seite 28), das Aushandeln der neuen, das heißt eben jetzt auch häufig der europäischen Methoden und Prozeduren, die Vereinheitlichung der administrativen Randbedingungen etc., dies alles wird in den nächsten Jahren eher für mehr als für weniger Arbeit sorgen. Auch hier müssen die Karten neu gemischt werden. Wettbewerb vollzieht sich über Restrukturierung, Downsizing, Outsourcing, Schlagworte, die das Ringen um bessere Informations- und Kommunikationskonzepte beschreiben.