Kolumne

Weiche Faktoren stimmen zuversichtlich

26.10.2004

Auch der Börsenkurs von Softwareanbietern hängt offenbar irgendwie mit dem Ölpreis zusammen. Was uns Laien seltsam erscheinen mag, ist den Profi-Zockern an der Wallstreet, in London oder Tokio täglich Brot. Sie interessieren sich nur noch am Rande für die so genannten Fundamentaldaten von Unternehmen und verlassen sich lieber auf Charttechnik, Stimmungen und Trends. Meistens ist das die richtige Verhaltensweise, doch zurzeit drohen die Spekulanten einen Aufwärtstrend zu verpassen, der sich trotz hoher Ölpreise und der damit einhergehenden Baisse an den Börsen abzuzeichnen beginnt: Die IT-Branche wächst wieder.

Ein Blick auf die Quartalszahlen genügt, um die positive Tendenz zu bestätigen: IBM, Microsoft, Google und SAP haben kräftig zugelegt. Selbst Dauerproblem Lucent weist seit ein paar Quartalen wieder Gewinne aus.

Viele Indizien weisen darauf hin, dass das Tal der Tränen durchschritten ist. Gartner prognostiziert einen fünfprozentigen Anstieg der IT-Ausgaben weltweit. Der Branchenverband Bitkom rechnet im nächsten Jahr in Deutschland mit einem Wachstum von vier Prozent. Laut IDC und Dataquest steigen die Verkäufe von PCs und Servern seit mehreren Quartalen in Folge.

Neben den quantitativen spielen die qualitativen Faktoren eine wesentliche Rolle für die weitere Entwicklung des Marktes, und da fällt auf, dass die reine Kostendiskussion an Dynamik verliert beziehungsweise klar wird, dass IT nicht nur am Aufwand gemessen werden darf. Als wichtige Kenngrößen wieder hoffähig geworden sind die Fähigkeit der IT, das Geschäft flexibel zu unterstützen, und die Möglichkeit, Prozesse zu verändern beziehungsweise mit Hilfe von Informationstechnik neue, effektivere einzuführen. Um das zu erreichen, darf auch wieder in neue Lösungen und Entwicklungen investiert werden. Zwar nicht mehr auf Verdacht nach dem Motto, wenn die neue Applikation erst läuft, verbessern sich unsere Prozesse wie von selbst, vielmehr müssen die gewünschten Wirkungen vor der Investition genau beziffert werden. Aber immerhin wird wieder Geld für IT ausgegeben.

Dieser Trend war nach Angaben der Verantwortlichen auch auf der Münchner Systems zu spüren, die am vergangenen Freitag zu Ende ging. Zwar stagnierte die IT-Messe bei den wichtigen quantitativen Messgrößen wie Ausstellerzahl, Quadratmeter und Besucherzahlen. Aber auch hier stimmen die weichen Faktoren positiv: Die Aussteller waren mit ihren Kontakten und offenbar auch mit dem Geschäft auf der Messe sehr zufrieden (siehe auch Blitzumfrage auf Seite 8).

Also: Es ist mal wieder alles präpariert, hoffen wir, dass es dieses Mal trotz Ölpreis klappt mit dem IT-Aufschwung.