Chiphersteller überlegt, nächste Power-PC-Generation einzustampfen

Wegen sinkender Verkaufszahlen plant Motorola Produktionsstopp

25.04.1997

Einem Bericht des Brancheninformationsdienstes "Computergram" zufolge ist Motorola auf seine beiden Power-PC-Kombattanten IBM und Apple sauer: Motorola wirft Big Blue vor, das Unternehmen habe es in all den Jahren nicht geschafft, Tischrechner auf den Markt zu werfen, die mit Pentium-, also Intel-Maschinen hätten konkurrieren können.

Dem Macintosh-Hersteller kreidet Motorola eine undurchsichtige Lizenzierungspolitik an. Diese könne das Power-PC-Segment weiter gefährden. Apple hatte, wohl auch wegen des zunehmenden Markterfolgs der Apple-Clone-Anbieter, versucht, die Lizenzgebühren für das Macintosh-Betriebssystem drastisch in die Höhe zu treiben. Nachdem der Markt hierauf mit viel Kritik reagierte, nahm Apple die Entscheidung zurück und trat in neue Verhandlungen mit Lizenznehmern ein (siehe Seite 46: "Apple lenkt bei...").

Motorola rechnete Apple derweil vor, daß sich die Investitionen für eine G4-CPU-Fabrikationsstätte nur dann amortisieren würden, wenn von den Prozessoren jährlich mindestens fünf Millionen Stück hergestellt würden, andernfalls würde Motorola nur Geld verlieren. Dazu aber verspürt das Unternehmen mit Hauptsitz in Schaumburg, Illinois, wenig Lust.

Wie hoch die Hürde von fünf Millionen verkauften Power-PC-Systemen ist, überschlug das Marktforschungsinstitut Computer Intelligence Infocorp: 1996 habe Apple lediglich 3,6 Millionen Maschinen verkauft, in denen drei verschiedene Power-PC-Generationen eingesetzt wurden. Apple ist trotz der IBM, den Macintosh-Clone-Herstellern und Motorola, das ebenfalls Systeme mit der RISC-CPU vermarktet, mit Abstand der größte Abnehmer von PPC-Chips.

Vadim Zlotnikov, Technologieanalyst bei Sanford C. Bernstein & Co., New York, bestätigte, daß die Verkaufszahlen von PPC-CPUs in den vergangenen Quartalen signifikant gesunken seien. Da auch die IBM diesen Prozessor produziere, könne die vergleichsweise geringe Nachfrage möglicherweise nicht beide PPC-Produzenten ernähren, weswegen Motorolas ungeduldige Haltung nachzuvollziehen sei.