Die Jobs im neuen Jahrtausend

Web Traffic Analysis Applications Engineer

16.06.2000
Von Helga Ballauf
Hinter der langatmigen Berufsbezeichnung "Web Traffic Analysis Applications Engineer" verbirgt sich ein Aufgabenfeld, das viel mit Qualitäts-Management zu tun hat. Es ist ein Jobprofil, das sich in den USA entwickelt hat, hierzulande jedoch nahezu unbekannt ist.

In diesem Beruf geht es beispielsweise um Fragen wie: Auf welcher Web-Seite der Firma X bleibt der potenzielle Kunde hängen? Wer nutzt das E-Commerce-Angebot des Unternehmens? Welche technische Ausstattung haben die Anwender? Welche Konseqenzen für den Internet-Auftritt kann Firma X aus der Web-Traffic-Analyse ziehen?

Ein Beruf "mit großen Chancen", wie Arnd Walgenbach, Leiter des Qualitäts-Managements bei I-D Media glaubt. Die börsennotierte Agentur entwickelt, vermarktet und betreut verschiedene Multimedia-Angebote - vom Online-Dienst bis zum digitalen Fernsehen. Das Unternehmen will genauer wissen, wie die eigenen Web-Auftritte ankommen. "Wir wollen unseren Kunden zeigen, was die Produkte leisten, die wir für sie gemacht haben, und was sich weiterentwickeln ließe", beschreibt Walgenbach das neue Geschäftsfeld. Konkretes Beispiel: "Die Web-Traffic-Analyse ergibt, dass auf das deutschsprachige Internet-Angebot unseres Kunden viele Interessenten aus Tschechien zugreifen. Konsequenz wäre eine tschechischsprachige Website."

Nach seiner Erfahrung braucht ein Web Traffic Analysis Applications Engineer eine doppelte Qualifikation: "Ideal wäre ein Programmierer, der Datenbanken einrichten und verwalten kann, und gleichzeitig das soziologische Wissen hat, statistische Auswertungen allgemeinverständlich zu kommentieren." Wichtige Qualifikationen sind die Kenntnis verschiedener Logfile-Formate und der gängigen Analysesoftware sowie die Erfahrung, wie nach der Auswertung des Web-Verkehrs die Software den Kundenwünschen entsprechend angepasst wird." Ganz entscheidend sei die Übersetzungsfähigkeit, betont Walgenbach.

Weil solche Experten bislang nicht nur auf dem deutschen IT-Arbeitsmarkt fehlen, sucht I-D Media jetzt das Duo: Datenbankspezialisten plus Soziologen mit Berufserfahrung in der Demoskopie. "Weder das eine noch das andere ist ein Job für Anfänger", meint Walgenbach, "aber Quereinsteiger haben gute Chancen" - wie er zum Beispiel. Der 35-Jährige hat angewandte Kulturwissenschaften studiert und nebenbei Websites gestaltet - bis ihn sein Auftraggeber als Webmaster anstellte und er das Studium schmiss. Vor einem knappen Jahr wechselte Walgenbach schließlich als Qualitäts-Manager zu I-D Media. "Wir brauchen Mitarbeiter, die den Umgang mit Kunden beherrschen. Warum nicht jemand, der Soziologie studiert und freiberuflich Datenbanken programmiert hat?"