Mainframe-Zugriff mit Internet-Technologie senkt den Supportaufwand

Web-to-Host-Lösungen sorgen für gute Verbindungen zwischen Geschäftspartnern

09.10.1998

Gerling realisierte die Anbindung seiner Kunden durch die Einführung der Web-to-Host-Software "Log-Web", die den Zugriff auf den BS2000-Mainframe und die Anwendung "Gersos" (Gerling Speziale Online System) ermöglicht.

Die Gerling Speziale ist einer der führenden internationalen Kreditversicherer und bietet ihren Kunden (ausschließlich Unternehmen) Versicherungsschutz für alle wesentlichen Bereiche der Kreditversicherung an. Versichert wird der Ausfall von Krediten, die der Versicherungsnehmer seinen eigenen Kunden (Kreditnehmern) gewährt. Dieses Ausfallrisiko wird erst nach einer genauen Überprüfung des Unternehmens abgedeckt.

Dies bedeutet, daß jeder Versicherungsnehmer seine Schuldner nach Abschluß einer Kreditversicherung einmal im Jahr und zusätzlich jeden neuen Kunden überprüfen lassen muß. Diese laufenden Kontrollen sind Basis eines jeden Versicherungsvertrages. Alle Informationen laufen in einer Host-Anwendung auf dem BS2000-Rechner zusammen und werden maßgeblich durch Gersos unterstützt.

Von der Terminalemulation zum Web-Browser

Um die Genehmigung zu vereinfachen und zu beschleunigen, hat Gerling bereits 1990 ein Online-System eingerichtet, das den Versicherungsnehmern Zugriff auf diese Anwendung erlaubte. Die externen Nutzer von Gersos können seitdem Kreditlimitanfragen online stellen und erhalten ebenso eine Online-Bestätigung.

Das 1990 eingeführte Online-System basierte im wesentlichen auf Datex-P und erforderte die Installation von Terminalemulationen und Kommunikationskarten beim Versicherungsnehmer. Dort war häufig kein Know-how für PC-Host-Connectivity vorhanden, so daß diese Lösung mit zahlreichen Kundendienst-Problemen verbunden war. "Unsere Supportmitarbeiter waren in ganz Deutschland unterwegs, oft um nur Kleinigkeiten zu beheben oder eine Einstellung zu ändern. Und zusätzlich gab es immer wieder Ärger über Kosten, Kompetenzen und Zuständigkeiten", berichtet Karl-Hans Engels, leitender Direktor bei der Gerling Speziale. Zudem sei diese Lösung nicht für alle Kunden interessant, da die monatlichen Kosten für die Datex-P-Leitung sich nur dann lohnten, wenn regelmäßig umfangreiche Limitanfragen getätigt würden, so Engels.

Der IT-Dienstleister des Konzerns, die Gerling Gesellschaft für Informationsmanagement und Organisation mbH (GKI), verantwortlich für Beratung und Realisierung von DV-Lösungen, setzt nun auf Web-Technologie, um den Versicherungsnehmern eine neue, komfortablere Möglichkeit des Host-Zugriffs auf Gersos zu ermöglichen.

Mit Log-Web von Logics Software, München, kann jeder Anwender die Mainframe-Anwendung mit seinem Web-Browser benutzen - ohne Terminalemulation oder eine teure Kommunikationskarte. Dabei muß weder auf Funktionalität verzichtet werden, noch wurde die Gersos-Applikation auf dem BS2000-Rechner geändert. Die Umsetzung der Host-Informationen aus dem 9750-Datenformat des Mainframes in das Java- beziehungsweise HTML-Format für den Anwender übernimmt Log-Web dynamisch. Kunden greifen über ein eigens eingerichtetes Extranet auf den Großrechner zu.

Während im alten System für jeden einzelnen Anwender neben der Einrichtung der Kennung auch am Arbeitsplatz eine Terminalemulation installiert und die Verbindung konfiguriert werden mußte, erfolgt das gesamte Management jetzt auf dem zentralen Server. Ein weiterer Benutzer wird nur noch dort eingerichtet, während der Anwender vor Ort lediglich eine HTML-Seite im Extranet aufruft und daraus seine Host-Verbindung startet. Läuft sein Web-Browser, funktioniert auch automatisch die Gersos-Verbindung. Damit lassen sich viele Konflikte und Fehler von Beginn an vermeiden oder sofort klären. Auf diese Weise konnte Gerling den Supportaufwand beträchtlich reduzieren. Auch die Versicherungsnehmer profitieren von der einfacheren und damit billigeren Anbindung.

Zudem sei die Sicherheit jetzt deutlich höher als im Altsystem, so Heiner Knüppel, zuständig für die IT-Netze bei der GKI. So findet eine Rufnummern-Überprüfung und eine Identifizierung nach dem Challenge Handshake Authentication Protocol (CHAP) beim Verbindungsaufbau statt. Darüber hinaus wurde eine zusätzliche Firewall installiert.

Noch in diesem Jahr will Gerling die Web-to-Host-Lösung auf den Zugriff via Internet ausdehnen. Künftig kann der Versicherungsnehmer selbst entscheiden, ob er lieber das Internet nutzt oder sich direkt in das Gerling-Extranet einwählt. Die Funktionalität von Gersos soll bei beiden Lösungen vollkommen identisch sein. Sie unterscheiden sich nur durch die Wahl des Trägermediums: zum einen die ISDN-Telefonleitung für das Extranet und zum anderen das Internet.