Mit Netaction konsolidiert HP sein Software-Portfolio

Web-Services nun auch von HP

02.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Nach Microsoft mit .NET und Sun mit ONE hat nun auch Hewlett-Packard eine umfassende Internet-Strategie mit Web-Services verkündet. Ähnlich wie bei Sun handelt es sich aber auch bei HP in erster Linie um eine Konsolidierung bestehender Produkte.

Nachdem HP vor kurzem das Unternehmen Bluestone Software gekauft hat, wurde nun die gesamte Middleware-Palette und das Entwicklungs-Framework E-Speak unter dem neuen Namen "Netaction" zusammengefasst. Bisher hatte man etwa 25 einzelne Softwarepakete im Programm. Was fehlte, war jedoch ein Application-Server auf Basis der Java-2-Enterprise-Edition (J2EE). Nun soll der "Total-E-Service"-Application-Server von Bluestone als Dreh- und Angelpunkt bei der Integration der vielfältigen Produkte dienen.

Nur noch zwei SoftwareschienenDurch diese Konsolidierung führt HP nun unter dem Schirm "HP Services" zwei Softwareschienen: Netaction sowie die bewährte Management-Plattform "Openview". Im Gegensatz zu den wenig bekannten Softwareservices hat sich das Unternehmen im System-Management bereits einen Namen gemacht. Deshalb wurde Openview nun erweitert um Service Level Agreements für das Management von Storage Area Networks (SAN) und um ein IP-Multicasting-Tool.

Ebenfalls eine wichtige Rolle in HPs E-Service-Strategie spielt E-Speak, das bereits vor zwei Jahren vorgestellt wurde. Mit E-Speak war HP eigentlich Vorreiter auf dem Bereich der Internet-Software-Services. Der Hersteller versäumte es jedoch im Gegensatz zu Konkurrenten wie Microsoft, IBM oder Sun, seine Ideen in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. E-Speak gehört nun zur Netaction-Suite. Die Open-Source-Plattform, die eine Kombination aus Java- und XML-Techniken darstellt, soll den Aufbau dynamischer und intelligenter Internet-Anwendungen ermöglichen. Ein auf E-Speak basierendes System kann beispielsweise vollautomatisch Dienste im Internet finden und neue Geschäftsbeziehungen aufbauen.

Neben den Produktoffensiven will HP nach einer Ankündigung von Vice President Bill Russell in nächster Zeit auch einige Initiativen für Entwickler starten. Aufgrund der Betonung auf E-Services wird erwartet, dass das Unternehmen vor allem Business-orientierte anstelle von technisch orientierten Entwicklern ansprechen will. Das Unternehmen hat in diesem Bereich einigen Nachholbedarf im Vergleich zu Microsoft oder Oracle, die einige Millionen Entwickler hinter sich haben. Nach Angaben von HP gibt es lediglich 2500 Entwickler für Bluestone und E-Speak.

Im Zusammenhang mit der Ankündigung haben führende Mitarbeiter immer wieder betont, dass HP einen Softwareumsatz von zwei Milliarden Dollar mache und dass man mit E-Speak als erster ein E-Service-Konzept parat hatte. Ganz offenkundig hat der Drucker- und Server-Hersteller Probleme, seine Softwarestrategie zu kommunizieren.

Dabei hat HP mehr vor, als lediglich neben Microsofts .NET und Suns ONE ein Me-too-Bekenntnis abzulegen. Wie Kevin Kilroy, Ex-Bluestone-Chef und künftiger Netaction-Vice-President, betonte, habe man Netaction im Gegensatz zu anderen Anbietern auf Industriestandards aufgebaut. Laut Duane Zitzner, President von HP Computing Systems, schlägt Netaction eine Brücke zwischen Java und .NET und entbindet die Anwender von herstellerspezifischen Einschränkungen, wie sie beispielsweise bei Sun und Microsoft gegeben seien.

Vor allem bei Application-Servern könnte HP eine größere Rolle spielen, wie Martin Marshal von Zona Research, meint: "HP ist nun in einer starken Position gegenüber E-Business-Angeboten wie Websphere von IBM und Iplanet von Sun. Auch BEA und Oracle werden durch HPs neues Angebot herausgefordert."