Fraunhofer-Studie: Lernende wünschen sich virtuelle Arbeitsgruppen und persönliche Betreuung

Was E-Learning zum Erfolg verhilft

14.11.2003
MÜNCHEN (CW) - Ob virtuell oder reell im Klassenzimmer - eine gute Betreuung und die Zusammenarbeit der Teilnehmer untereinander fördert den Lernerfolg. Das Fraunhofer-Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme (IPSI) befragte für eine Studie Weiterbildungsanbieter nach den eingesetzen Methoden, Techniken und der Qualitätssicherung.

Gute Betreuung verbessert den Lernerfolg, davon sind 93 Prozent der befragten Weiterbildungsanbieter überzeugt. 81 Prozent gaben an, dass dieser Service auch die Abbrecherrate reduziert. Das Fraunhofer-Institut IPSI sprach 210 Bildungsanbieter an, von denen 42 an der Befragung teilnahmen. 21 Prozent der Studienteilnehmer sind Technologiehersteller, die zusätzlich Weiterbildungskurse anbieten.

Welche virtuelle Zusammenarbeit bieten die Schulungsanbieter ihren Teilnehmern an, und welche stufen sie als erfolgversprechend ein? Technisch stehen den Anbietern Chat-Räume, virtuelle Klassenzimmer, Audio-Video-Conferencing, Instant Messaging, Application Sharing oder Whiteboards zur Verfügung. Zwar gaben 80 Prozent der Befragten an, dass die zeitgleiche Zusammenarbeit der Teilnehmer den Lernerfolg erhöhe, doch meinten sie damit nicht alle Formen: 40 Prozent stufen das gemeinsame Lernen im virtuellen Klassenzimmer als gut geeignet ein, nur 19 Prozent halten Chat-Foren für empfehlenswert.

Weiterbildungsanbieter ignorieren oft neue Technik

Trotz der guten Erfolgsprognosen führen die befragten Weiterbildungsanbieter nur zögerlich die neuen Technologien ein. Als entscheidenden Nachteil nannten sie die hohen Kosten und die schwierige Integration der Lösungen in ihre bestehende IT-Infrastruktur. Weitere Hindernisse seien mitunter die fehlende Medienkompetenz von Trainern und Lernenden sowie die notwendige Bandbreite für die Übertragung.

Foren und E-Mail gehören schon heute zu den beliebtesten Kommunikationsformen von Online-Lernenden. 90 Prozent begegnen sich in Foren, 83 Prozent über elektronische Post. Besonders vielseitig lassen sich Foren nutzen. Die Lernenden unterstützen sich dort gegenseitig, tauschen sich beispielsweise über ihren Lernerfolg aus oder bearbeiten gemeinsam Aufgaben. Die Tutoren diskutieren mit den Lernenden oder beantworten Fragen. E-Mails verwenden die Lehrenden zur persönlichen Betreuung ihrer Kursteilnehmer und zur Motivation. Außerdem wickeln die Weiterbildungsanbieter viele administrative Arbeiten darüber ab, etwa den Versand von Kursinformationen, Feedbacks oder Aufgaben. Qualitätssicherung interpretieren die Weiterbildungsanbieter recht leger. 86 Prozent verstehen darunter die Befragung ihrer Teilnehmer, 38 Prozent nehmen die erzielten Lernerfolge als Maßstab. Standardisierte Qualiätssicherungsverfahren werden dagegen kaum eingesetzt.

Mit den neuen Möglichkeiten steigen auch die Ansprüche der Lernenden. Sie wünschen sich vor allem persönliche Betreuung durch einen Tutor, der ihnen schnell und fachlich kompetent weiterhelfen soll. Von der Zusammenarbeit mit anderen Lernenden versprechen sich die Teilnehmer eigene Lernfortschritte.

Wer innovative Szenarien beim Online-Lernen sucht, wird enttäuscht. Überraschend für die Experten des Fraunhofer-Instituts ISPI war vor allem, dass neue Technik nur für altbekannte Lernmethoden eingesetzt wird. (iw)