Was ändern die neuen DFÜ-Prozeduren?

10.12.1976

MÜNCHEN - Die Kosten der Datenübertragung sind Anlaß zur Entwicklung von Verfahren für die bessere Ausnutzung von Leitungen. Das gilt nicht nur in Europa, wo diese Kosten um ein Vielfaches höher sind als in den USA, sondern auch im Land der unbeschränkten Möglichkeiten -, nämlich dann, wenn das zu übertragende Datenvolumen größer wird.

Die Techniker versuchen deshalb, die Leitungen besser auszunutzen. Das letztlich ist der Grund für die Einführung der bit-orientierten Leitungsprozeduren, die unter den Bezeichnungen HDLC (High level Data Link Control), SDLC (Synchronous Data Link Control), ADCCP (Advanced Data Communication Control Procedure) und UDLC (Universal Data Link Control) momentan ihre Verbreitung finden.

Im Gegensatz zu den byte-orientierten älteren Verfahren, die unterschiedliche Nachrichten für die Einzelprozesse "Empfangen", "Senden", "Fehler bestätigen" etc. austauschten, sehen die neuen Prozeduren vor, daß in einem "Informationsvolumen" Adreßdaten, Steuerdaten, Inhaltsdaten und Blockfolgedaten enthalten sind. Der gesamte Verkehr besteht im Austausch solcher Blöcke. Weil jeder Block die Adresse mitführt, für die er bestimmt ist, ist es nicht notwendig, Leitungen zu einem bestimmten "Gerät durchzuschalten". Ähnlich wie die internen Teile eines Rechners sich aus den über einen zentralen Bus laufenden Daten die für sie bestimmten heraussuchen, filtern die Teilnehmer an einem Netz ihre Nachrichten aus. Damit ist im Prinzip die Voraussetzung erfüllt, beliebige Netze zu bilden und in diesen Netzen von beliebigen Punkten zu beliebigen anderen Punkten Daten zu schicken. Auch ist die Leitungsausnutzung höher.

Während für Vollduplex-Übertragung vier Leitungen nötig sind, diese aber im Synchronbetrieb nur 9200 Bit übertragen, sind mit den neuen Prozeduren Geschwindigkeiten bis 19 200 Bit/sek. möglich.

Dementsprechend müssen die Terminals über Einrichtungen zur Bedienung von "Bit"-Prozeduren verfügen. Damit fängt der Ärger an. Fast alle großen Hersteller bieten nämlich Prozedurpakete an, die untereinander oft nur in der Interpretation einiger Bits verschieden sind. Univac will mit seinem UDLC sowohl IBM's SDLC als auch HDLC abdecken. ADCCP ist der entsprechende Vorschlag der ANSI.

Die Folge: Alle Terminals müssen einen Mindestgrad von Intelligenz haben. In 4-Byte-Speichern läßt sich dann eine beliebige Prozedur laden. Für den Aufbau spezieller Netze, etwa für die Bedienung des Zweigstellennetzes einer Bank, können diese Programme auch in einem ROM (Read Only Memory) festgelegt werden. Bei der Auswahl von Terminals haben dann die Fragen nach Intelligenz, ROM und Prozedursoftware mehr Gewicht als die nach Übertragungsgeschwindigkeit und Bildschirmdurchmesser.

*Christoph Heitz ist freier EDV-Fachjournalist