Meta Group empfiehlt Personalsuche im eigenen Haus

Warum Data-Warehouse-Experten zur Mangelware geworden sind

06.08.1999
Von Winfried Gertz* Der IT-Arbeitsmarkt kommt nicht zur Ruhe. Nun richtet sich der Blick auf Data-Warehouse-Spezialisten. Wie die Meta Group in einer Studie mitteilt, wollen viele Unternehmen ihre Data-Warehouse-Projekte aufrüsten, finden aber weit und breit kein qualifiziertes Personal.

Nachdem Jahr-2000- und Euro-Umstellungen fast unter Dach und Fach sind, rückt das Thema Data-Warehousing (DW) wieder auf die Tagesordnung. Doch im Unterschied zu früheren Projekten, als Fachabteilungen eigene Lösungen entwickelten und damit zum Wildwuchs der DV-Infrastruktur beitrugen, wird nun an unternehmensübergreifenden Anwendungen gefeilt. Um die "Information Supply Chain" zu schließen, werden wesentlich höhere Anforderungen an ein Data-Warehouse gestellt. Doch die dafür benötigten Spezialisten fehlen. Konsequenz: Viele Projekte bleiben unter den Erwartungen, und Verantwortliche müssen ihre ursprünglichen Budgets und Zeitpläne überziehen.

Firmen richten Tools für DW-Spezialisten ein

Nach Angaben der Meta Group hat diese Entwicklung zahlreiche Ursachen. Demnach handelt es sich beim Data-Warehousing um eine relativ junge IT-Teildisziplin, die in den Hochschullehrplänen kaum berücksichtigt wird. Darüber hinaus stehen DW-Projekte in vielen Unternehmen in Konkurrenz zu Jahr-2000-Projekten, der Einführung von SAP-Standardsoftware und großen Web-Initiativen, die erfahrungsgemäß für Entwickler besonders attraktiv sind.

Daß zuwenig Spezialisten nachrücken, ist aber auch Folge der unzureichenden Weiterbildungsangebote. Wer indes als Data-Warehouse-Kenner etabliert ist, kann sich kaum retten vor Jobofferten mit satten Gehaltsaufschlägen. Nirgendwo sonst ist die Fluktuation so hoch, aber auch die Chance, ins Management aufzusteigen, so groß. Letztlich trägt die extreme Ausweitung des Produktangebots dazu bei, daß Wissen bereits veraltet, bevor es erworben werden kann.

Deshalb rät die Meta Group zu folgender Strategie: Nicht gleich teures Personal einkaufen, sondern zunächst Experten in den eigenen Reihen nachspüren. Nicht selten fänden sich Entwickler, die konkretes DW-Wissen oder zumindest hinreichende Datenbankkenntnisse mitbringen und relativ schnell auf die neue Aufgabe vorbereitet werden können. Das sei auch billiger, als externe Spezialisten befristet anzuheuern.

Andererseits müßten Unternehmen aggressiver auf dem Personalmarkt auftreten. Nach Angaben der Meta Group müßten Anwender noch schneller als in anderen IT-Segmenten auf Kandidaten zugehen, zumal ihre Konkurrenz - Hersteller, Systemintegratoren und Beratungshäuser - attraktivere Vertragskonditionen bis hin zu Aktienoptionen versprechen. Zudem hätten Firmen wie IBM, EDS und KPMG bereits Pools für DW-Spezialisten eingerichtet und damit die Rekrutierungsabsichten von Anwendern zusätzlich erschwert.

Pfiffige Headhunter wissen indes längst, wie sie ihr Scherflein ins Trockene bringen: Sie werben DW-Profis ab und bieten sie an der nächsten Ecke wieder an. Die Analysten von Meta Group rechnen damit, daß bereits zehn Prozent der jährlichen Data-Warehouse-Projektbudgets allein auf die Personalsuche entfallen.

*Winfried Gertz ist freier Journalist in München.