Software-Zukunft: Standard-Programm-Chips?

Wartung und Test sind zu teuer

19.11.1976

DORTMUND - Eine Verbesserung und Verbilligung der Testverfahren sowie gute Dokumentationstechniken zur Verringerung des Wartungsaufwandes sind nach Meinung von Professor Dr. Dieter Haupt erforderlich, um den Softwareaufwand zu reduzieren oder wenigstens zu einem vernünftigen Verhältnis der Kosten für Neuentwicklung, Test und Änderungen zu kommen.

"Frißt das Programm den Programmierer auf?" fragte Haupt bei einer Veranstaltung der Gesellschaft für elektronische Informations-Verarbeitung (GEI) in Dortmund. Vor allem wegen der unzureichenden Dokumentation erfordere heute die Wartung durchschnittlich 60 Prozent des Gesamtbudgets für Software. Auf Ausbildung entfielen weitere 25 Prozent. Von den spärlichen 15 Prozent, die für Neuentwicklung verbleiben, werden nach Haupts Feststellungen 30 Prozent für Analyse und Design, 20 Prozent für die eigentliche Programmierung und die Hälfte für Integration und Test benötigt.

Haupt prognostizierte über die künftige Entwicklung bei der Software: "Spätestens Mitte der 80er Jahre wird es nur noch 20 Prozent individuelle Programme geben - bei 80 Prozent wird es sich um Standardlösungen 1 handeln, geliefert als PROMs oder in Form dedizierter Systeme." Der Inhaber des Lehrstuhls für Betriebssysteme und Rechenzentrum an der TH Aachen rechnet damit, daß in den 80er Jahren Standard-Software als "billiges Massenprodukt" an den Markt kommt: "Es ist denkbar, daß die Hersteller von Halbleiterbauelementen nicht nur Hardware wie beispielsweise komplette Microcomputer, sondern auch Software in Form von Standard-Programm-Chips anbieten." (pi)