1 KBit im Dienste-integrierenden Netz wesentlich billiger:

Warten auf die ISDN-Gebührenstruktur

01.11.1985

BONN (bi) - Der frühere Post-Ministeriale Franz Arnold, heute SCS, Bonn, schiebt die Diskussion um die ISDN-Ausbau- und -Gebührenstrategie an.

In einem Interview mit der COMPUTERWOCHE (Seite 36) verlangt er die Zusage der Bundespost, von 1988 bis 1993 eine Mindestkapazität von 1,5 Millionen ISDN-Anschlußeinheiten nicht bedarfsorientiert auszubauen. Ferner spricht er sich für nur noch zwei Gebührenzonen im künftigen ISDN aus.

Damit befindet sich Arnold in einer Gegenposition zur Absicht des Ministeriums, nachfrageorientiert vorzugehen. Ferner halt der einstige Post-Insider die baldige Veröffentlichung der ISDN-Gebühren im Hinblick auf die Vertrauensbildung der Hersteller speziell von Endgeräten und der künftigen Anwender, die heute Text- und Datenverarbeitung noch über Datex-L, Datex-P und HfD abwickeln, für dringend erforderlich. In diesem Kreis werde die Hauptanschlußgebühr in Höhe von vermutlich 40 bis 60 Mark von untergeordneter Bedeutung sein gegenüber den Verkehrsgebühren. Wesentlich verbilligen würde ISDN zunächst einmal die Massendatenübertragung. Dialog-Anwendungen, die auf das heutige Datex-P zugeschnitten seien, könnten um den Faktor 2 bis 20 teurer werden, es komme jedoch ganz auf die Art der Anwendung an; hier tue sich ein neuer Markt für Softwarehäuser auf. Definitiv würde jedoch der Preis für das übertragene KBit im ISDN wesentlich billiger; diese Tatsache werde die Anwendungen in den nächsten zehn Jahren verändern.

Die Mietleitung im ISDN sollte exakt wie eine Wählleitung tarifiert werden, schlägt Arnold vor. Er drängt auf eine frühzeitige Bekanntgabe der Verkehrsgebühren speziell

im Hinblick auf die Entwicklung von Endgeräten; ferner sollten Postverwaltungen innerhalb der EG nicht abwarten, bis alle denkbaren neuen Dienste definiert seien. Man solle hingegen möglichst schnell einige wenige konkretisieren und auch einführen. Diese neuen Dienste könne man ausschließlich mit Terminals über den transparenten Kanal abwickeln, und zwar ohne zusätzliche Unterstützung der Vermittlungsstelle.

Detaillierte Vorschläge hat der frühere Postmann auch für die Gestaltung der Vermittlungsgebührenstruktur. Mit dem ISDN biete sich unter anderem die Chance, die Unterschiede zwischen dem flachen Land und den Zentren zu nivellieren. Dafür sei es sinnvoll; innerhalb eines Landes der EG nur zwei Gebührenzonen einzurichten - eine landesweite Fernzone.