Projekte zwischen Erfolg und Pleite

Warehouse-Vater Inmon nimmt Kritiker ins Visier

14.08.1998

Auf der Fachmesse "Data Warehouse World" in New York kritisierte Inmon in seiner Eröffnungsrede vor allem die negative Berichterstattung der Tages- und Wirtschaftspresse. Es sei Unsinn, wenn Zeitungen behaupten, daß rund 70 Prozent aller Warehouse-Entwicklungen scheitern würden. Vielmehr zeige sich nach Gesprächen mit den verantwortlichen Marktforschern, daß diese oftmals vorschnell ein Projekt als Fehlschlag bewerten, wenn Anwender innerhalb eines Jahres die Implementierung anders als geplant umsetzen. "Das wäre so, als wenn man sagt, daß Bill Gates beruflich gescheitert sei, weil er nicht wie ursprünglich geplant nach Havard gegangen ist."

Dennoch gibt auch Inmon zu, daß Unternehmen beim DW schnell millionenschwere Fehlentscheidungen treffen könnten. Anders als viele Analysten sieht er eine solche Gefahr im Aufbau von unabhängigen, abteilungsspezifischen Data-Marts, wenn zuvor kein zentrales Data-Warehouse installiert worden ist. Da jedes Data-Mart ein eigenes Interface für die jeweilige Datenquelle benötige, könne es beispielsweise passieren, daß Abteilungen mit unterschiedlichen Umsatzzahlen rechnen.

Zugleich forderte der DW-Guru dazu auf, sich neuen Trends nicht zu verschließen, da sich mit ihnen viel Geld und Speicherplatz sparen lasse. Wenn etwa große Mengen wenig genutzter Archivdaten anfallen, sollten diese nicht auf zentralen Massenspeichern, sondern auf einem gesonderten Medium ausgelagert werden. Ferner sollte das sogenannte Exploration Warehouse in die Überlegungen einbezogen werden. In ihm basiert die Datenspeicherung anders als bei herkömmlichen relationalen Systemen auf einer Domain-Architektur. Auf kleinste Datenwerte wird dabei über "Tokens", auf Datenrela- tionen über Vektoren zugegriffen. Der Vorteil dieses speziellen Warehouse liegt in einer erheblichen Verringerung des Speicherbedarfs sowie in der Möglichkeit, für schnelle Ad-hoc-Analysen die benötigten Daten im Arbeitsspeicher vorzuhalten.