Gastkommentar

Wanted: Mut zum Startup

05.05.2000
Jürgen Enders CEO bei Abaxx Technologies, Stuttgart

Startups haben etablierten Konkurrenten einiges voraus. Unbelastet von den Hypotheken der Vergangenheit - seien es eine hierarchische Organisation oder überkommene Führungsstile - werben sie mit flachen Entscheidungsstrukturen und lohnenden Erfolgsbeteiligungen um Talente. Das ist ein verlockendes Arbeitsumfeld für den Softwareentwickler, der mit seinen Produkten Innovationen und bahnbrechende Lösungen schaffen soll. Er benötigt sowohl die Chance, sich zu beweisen, als auch den Freiraum, Fehler zu machen und daraus zu lernen.

Sicher, auch im Zeitalter der New Economy müssen Unternehmen Produkte und Dienstleistungen entwickeln, produzieren und verkaufen - wie gehabt. Doch oft machen verkrustete Strukturen und unnötige Bürokratie etablierte Betriebe für Newcomer uninteressant. Softwareentwickler bilden eine besondere Spezies der IT-Spezialisten. Sie suchen Unternehmen, in denen sie ihre Kreativität ohne allzu große Einschränkungen entfalten können, in denen sich noch etwas bewegen lässt.

Für die Personalprobleme in Deutschland, gerade im IT-Bereich, ist nämlich nicht ausschließlich der Fachkräftemangel, sondern sind eben auch die lähmenden Unternehmensstrukturen verantwortlich. Im Zeitalter der Globalisierung sollten wir daher auch unsere häufig allzu deutsche Unternehmenskultur überdenken und neue Freiräume schaffen.

Jenseits aller Diskussionen um Green Cards und ausländische IT-Spezialisten steht nämlich eines schon lange fest: Qualifizierte und motivierte Mitarbeiter wünschen sich Unternehmen mit Mut und Pioniergeist. Ob sie die nun in einer Garage oder in klimatisierten Büroräumen finden, das ist ihnen egal.