Edge vereinigt RlSC-Performance mit Industriestandard-Kompatibilität:

Wachstumspfad für 68xxx-Anwender

25.09.1987

MÜNCHEN (ch) - Eine Supermini-Familie mit 68xxx-Befehlssatz stellt das US-Unternehmen Edge Computer vor. Bei Durchsatzraten bis zu 11 Mips lassen sich damit 512 User bedienen. Durch die Binärcode-Kompatibilität verarbeitet der Rechner alle Software für die verbreiteten Motorola-Prozessoren. Darüber hinaus gestattet das Betriebssystem "Symmetrics" den gleichzeitigen Ablauf von Unix- und Pick-Software mit Zugriff auf die gleichen Datenbestände.

Der Hersteller wendet sich mit seinen Produkten an größere OEMs und Systemintegratoren, die für ihre 68xxx-Rechner einen Wachstumspfad suchen. Damit hat Edge Computer Hersteller wie etwa Siemens, Nixdorf oder Bull im Visier. Gerüchten zufolge plant auch Olivetti die Aufnahme von Edge-Rechnern in sein Produktprogramm - als transaktionsorientierte High-End-Maschinen für den Bankensektor.

Leistungssteigerung durch ausgefeilte Architektur

Edge Computer hat den Original-Motorola-Chip durch einen Chipset in CMOS-Gate-Array-Technologie ersetzt. In der Zentraleinheit ist auch ein Arithmetik-Coprozessor mit einer Rechenleistung von 1,5 Megaflops enthalten. Mit diesem Instrumentarium implementiert das Unternehmen einen Rechner in Harvard-Architektur, also mit getrennten Bussystemen für Instruktionen und Daten. Durch mehrfaches Pipelining und große Caches für Daten und Instruktionen kommt der Edge-Prozessor auf Ausführungszeiten von durchschnittlich 1,6 Taktzyklen je Instruktion und erreicht nach Angaben der Edge-Experten den dreifachen Durchsatz eines mit 25 Megahertz getakteten 68020 mit Fließkomma-Coprozessor. Dieses Konzept stelle eine Alternative zu RISC-Architekturen dar, da es eine ähnliche Effizienz aufweise wie diese, dabei jedoch den Vorteil der Kompatibilität mit einer verbreiteten Prozessorfamilie bieten könne.

Die Edge 1000-Familie besteht aus zwei Modellen. Die Edge 1100 ist eine Einprozessor-Maschine mit 6 MIPS Dauerleistung; an sie lassen sich gleichzeitig 256 Terminals anschließen. Als Doppelprozessor-Konfiguration trägt der Rechner die Typenbezeichnung 1200 und erbringt einen Durchsatz von 11 Mips. 512 User können gleichzeitig an der Edge 1200 arbeiten. Beide Maschinen adressieren bis zu 64 MB Hauptspeicher. Im Standard-Lieferumfang enthalten sind 8 MB Hauptspeicher und Festplatten mit 337 MB. Über VME- oder Multibusadapter lassen sich weitere Peripherieeinheiten anschließen.

Als Betriebssystem fungiert GSX, eine Unix-V.2-Implementierung mit Berkeley-4.2-Erweiterungen und gleichzeitig Pick OA. Dabei existiert nur eine einzige Dateistrukur, und Unix- und Pick-Applikationen können zeitgleich mit denselben Datenbeständen arbeiten. Möglich wird dieses durch eine Systemsoftware namens "Symmetrics". Diese Software fungiert als "Hypervisor" und enthält, für den Benutzer transparent, alle Umsetzungsroutinen für die Kommunikation zwischen beiden Betriebssystemen. Außerdem unterstützt das System das Network File System (NFS) von Sun, SNA und Ethernet mit TCP/IP.

Die Maschinen der 1000er Familie sind ab sofort lieferbar. Als Preis für die oben angegebenen Konfigurationen einschließlich Betriebssystem nannte das Unternehmen 104 000 US-Dollar (Modell 1000) beziehungsweise 128 000 Dollar (Modell 1200). Bei Abnahme größerer Stückzahlen werden Rabatte von 60 Prozent und mehr gewährt. Und für solche OEMs, deren Wachstumspfad in den Himmel wächst, arbeitet Edge bereits an der Modellserie 2000. Diese soll ab nächstem Jahr zur Verfügung stehen und Leistungen bis über 60 Mips hinaus erbringen, wobei auch die Anzahl der anschließbaren Arbeitsplätze entsprechend zunehmen wird: auf mehr als 1000.

Informationen: Edge Computer S.A., 5, Avenue des Jordils, CH- I 000 Lausanne Schweiz, Telefon 0041-21-275315.