Vorsprung vor Telekom, France Telecom und Sprint gesichert AT&T schliesst mit Unisource die europaeische Netzwerkluecke

01.07.1994

NEW YORK (CW) - Die TK-Allianzen zwischen Europa und den USA sind weitgehend geschmiedet. Nach MCI und Sprint ist nun auch der US- Primus AT&T auf der Suche nach einem Partner in der Alten Welt fuendig geworden. Der weltweit groesste TK-Konzern wurde sich mit Unisource einig, einem Konsortium der Telefongesellschaften aus Schweden, Holland und der Schweiz. Unisource wird mit 20 Prozent in das Joint-venture Worldpartners einsteigen, das multinationalen Konzernen internationale TK-Services anbieten will.

AT&T hat als letzter der drei amerikanischen TK-Giganten die Luecke in seiner europaeischen Netzlogistik geschlossen. Fuer Insider kam die Uebereinkunft mit Unisource nicht ueberraschend, da den New Yorkern in der Alten Welt die Felle davonzuschwimmen drohten. Sie waren unter Zugzwang geraten, nachdem Telekom und France Telecom ihre Absicht bekanntgegeben hatten, kuenftig mit Sprint zu kooperieren, und das US-Justizministerium gruenes Licht fuer den Einstieg von BT bei MCI erteilt hatte.

Obwohl sich Unisource und AT&T bezueglich ihrer Kooperation relativ bedeckt halten, steht doch fest, dass sich die Europaeer an der Organisation Worldpartners mit 20 Prozent beteiligen werden. Die Summe von rund 90 Millionen Mark, die das Konsortium fuer diesen Anteil berappen soll, wollte eine Unisource-Sprecherin weder bestaetigen noch dementieren. Die Worldpartners Association wurde 1993 von AT&T zusammen mit der japanischen Kokusai Denshin Denwa Ltd. (KDD) und Singapore Telecom gegruendet. Ihr gehoeren als assoziierte Mitglieder mittlerweile auch die Telecom New Zealand International sowie die australische Telestra an. Ueber die Kooperation der spanischen, italienischen und belgischen PTTs wird derzeit spekuliert.

Kooperation beim bisher groessten TK-Auftrag Europas

Unisource, das 1992 gegruendet wurde, wies dem Brancheninformationsdienst "Computergram" zufolge im zweiten Halbjahr 1993 einen Umsatz von 275 Millionen Dollar aus, schreibt aber noch keine schwarzen Zahlen. Das Dreigespann hatte unter anderem Ende des vergangenen Jahres durch seinen Kooperationsvertrag mit der Sita, dem groessten privaten Netzanbieter der Welt, von sich reden gemacht. Hinter der Sita verbergen sich 550 Unternehmen, die alle im Luftfahrtgeschaeft taetig sind. Ausser mit der Sita pflegt Unisource eine enge Zusammenarbeit mit der spanischen Telefonica.

Erste Beruehrungspunkte zwischen AT&T und Unisource kamen bereits Anfang des Jahres zustande, als die Amsterdamer zusammen mit AT&T den groessten bisher in Europa vergebenen TK-Auftrag an Land zogen. Gemeinsam verpflichteten sie sich, in einem internationalen, virtuellen und privaten Netzwerk Sprachdienste fuer die European Users Association, der 30 multinationale Unternehmen angehoeren, bereitzustellen.

Mit Unisource an Bord der Organisation Worldpartners wollen deren Mitglieder ab Anfang 1995 ihre "Worldsource-Dienste" in Europa vermarkten. Im Klartext heisst dies: Das Konsortium wird Grossunternehmen in Europa die weltweite Uebertragung von Daten, Sprache und Video mit One-Stop-Shopping anbieten. Laut AT&T werden Worldsource-Services bereits zwischen den USA, Japan und Singapur von den Kunden Goodyear, Honeywell, Motorola und United Parcel Service (UPS) genutzt.

Obwohl AT&T, dessen Verhandlungen mit der Telekom an Differenzen bezueglich Liberalisierung und Privatisierung scheiterten, mit Unisource moeglicherweise nicht den Wunschpartner hat, haben die Worldpartners doch einen Vorteil: Sie koennen sofort mit dem Geschaeft beginnen, ebenso wie MCI und BT, die mit "Concert" ein adaequates Dienstleistungsspektrum zu Worldsource anbieten. Der Telekom, France Telecom und Sprint stehen hingegen noch langwierige Genehmigungsverfahren ins Haus.