Kolumne

"Von Zauberei ist nichts zu spüren"

15.10.1999

Mit "E-Business" bekam die IBM für den Kunden wieder ein Gesicht, und die Mitarbeiter des Konzerns hatten wieder einen Fokus für ihre Arbeit. Die Botschaft: Gleichgültig ob es um Hardware, Software oder Services geht, es dreht sich immer darum, den Anwender E-Commerce- beziehungsweise Internet-fähig zu machen. Auch wenn Big Blue mit den Verkäufen von speziellen Internet-Produkten - beispielsweise Web-Servern - hinter der Konkurrenz zurückblieb, wird das Unternehmen seit der E-Business-Kampagne als eine der wichtigsten Internet-Lösungscompanies betrachtet.

Doch dieses positive Konzernimage läßt sich offenbar nicht ohne weiteres auf alle Geschäftsfelder übertragen. Während IBM im Geschäftsjahr 1998 und im ersten Halbjahr 1999 hohe Zuwächse im Software- und noch größere im Servicegeschäft verbuchen konnte, dümpelt das Hardware-Business und hier vor allem das einst höchst lukrative Server-Segment mit S/390, RS/6000 und AS/400 nur noch vor sich hin.

Die nach Umsatz stark zulegenden Netfinity-Server (+72 Prozent) zählt Big Blue zum PC-Segment, das zwar auch dank des regen Interesses an Notebooks enorm (+50 Prozent) expandieren konnte, aber im zweiten Quartal dieses Jahres mit einem Minus von 153 Millionen Dollar nur einen "negativen Deckungsbeitrag" erzielte.

Angesichts dieser Eckwerte verwundert es nicht, daß IBM nun versucht, den E-Business-Erfolg auf den Hardwarebereich auszudehnen. Unter dem Schlagwort "Magic Box" sollen Server-Strategie und -Vertrieb als homogene Einheit dargestellt werden. Dabei macht Big Blue allerdings auf halber Strecke halt: Die einzelnen Server-Marken bleiben intakt, von skalierbaren Systemen, die sich nahtlos aneinanderreihen, kann keine Rede sein. Trotz des schon seit langem stattfindenden technologischen Ausstausches ist an eine weitere Annäherung oder Verschmelzung der Server-Linien - zum Beispiel von AS/400 und RS/6000 - offenbar nicht gedacht. Schade: Denn erst wenn die Grenzen auch zwischen den eigentlich für die Unterscheidung verantwortlichen Betriebssystemen durchlässig würden, könnte man von Magie sprechen. So bleibt es nur eine Vertriebsstrategie, mit der Big Blue hofft, sein Server-Geschäft im Mittelstand zu stärken.