Nachdem die streitbare EU-Kommissarin Viviane Reding erst in diesem Jahr den Roaming-Wucher bei Handy-Telefonaten unterband, drohte sie kürzlich den Mobilfunkbetreibern in Sachen Daten-Roaming erneut mit dem Zaunpfahl: Wenn die Mobilfunkanbieter nicht selbst aktiv werden, dann will sie 2008 dieser digitalen Weglagerei einen Riegel vorschieben. Teilweise knöpfen die Mobilfunker ihren Kunden im Ausland wie Computerwoche-Recherchen ergaben bis zu 40 Euro für 1 MB Daten ab.
Dass es auch anders geht – selbst ohne Druck aus Brüssel – zeigt der österreichische Mobilfunkanbieter 3. Seine Kunden zahlen im Ausland teilweise weder für Telefonate noch für den mobilen Datentransfer eine Roaming-Gebühr, sondern lediglich die normalen Heimattarife. Allerdings gilt eine Einschränkung: Dies gilt nur, wenn sich der Benutzer in einem 3-Partnernetz aufhält. Dazu zählen derzeit Italien, Großbritannien, Irland, Schweden, Dänemark, Australien und Hongkong, denn dort betreibt 3-Eigner Hutchison Whampoa ebenfalls eigene Netze.
Dieses Beispiel ist gleichzeitig eine schallende Ohrfeige für die etablierten großen Anbieter wie T-Mobile, Vodafone. Der kleine Youngster macht ihnen damit nämlich vor, wie man Mobilfunksysteme und das damit verbundene Billing grenzüberschreitend kostengünstig miteinander vernetzt. Gerade die großen Mobilfunkanbieter wie T-Mobile und Vodafone hatten in der Vergangenheit ihre hohen Roaming-Gebühren immer damit begründet, dass sie damit lediglich den administratorischen Aufwand in Rechnung stellten, der selbst unter Partnern entstehe. Schließlich seien die Vodafone- oder T-Mobile-Töchter ja komplett selbstständige Landesgesellschaften.
Die User können derzeit nur hoffen, dass sich EU-Kommissarin Reding das 3-Beispiel zu Herzen nimmt, und den Roamingwucherern eine Null-Diät verordnet – zumindest in den Töchternetzen eines Konzerns. Dann wäre bei den großen Anbietern fast europaweit Surfen und Telefonieren ohne Roaming-Aufschlag möglich. (hi)
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