Projektablauf bei der Herstellung optischer Speichermedien:

Vom Manuskript zur CD-ROM-Datenbank

28.07.1989

Zur Herstellung einer CD-ROM, die als Datenbankmedium dienen soll, muß ein Informationsanbieter mehrere Planungsschritte befolgen. In einer ersten Phase sollte die intensive Beratung zu einem Konzept des CD-ROM- und Datenbankprojektes stehen. Hierbei werden meistens spezielle Beratungsunternehmen, oft auch Softwarehäuser, hinzugezogen. Diesen Unternehmen obliegt auch, mit dem Informationsanbieter die Zielgruppe und die Vertriebsform des CD-ROM-Projektes zu beratschlagen. In der weiteren Abfolge muß eine Kostenbestimmung vorgenommen, sollten weitere Kooperationspartner ausgewählt und letztlich ein Pflichtenheft erstellt werden. Dann erst faßt man die eigentliche Produktion ins Auge.

Manchen Informationsanbietern liegen die Daten bereits bei Projektbeginn in einem maschinenlesebaren und logisch strukturierten Format vor und Erfahrungswerte für die Entwicklung von nutzerspezifischen Suchstrategien, Indexierung und Bedienerführung sind schon vorhanden. Auch bei den online angebotenen Datenbanken sind Fragen der Preisgestaltung und der Zielgruppe für ein neues CD-ROM-Produkt in der Regel im Ansatz gelöst, da Eckwerte aus der Online-Nutzung vorliegen.

Anders gestaltet sich die Situation bei Informationsanbietern, die ihre lnformationsinhalte nicht EDV-gestützt vorliegen haben oder keine Erfahrung in Aufbau und Pflege von Datenbanken besitzen. Für diese Informationsanbieter ist die Durchführung eines CD-ROM Projekts oft die erste Berührung mit dem Einsatz neuer Medien.

An der Durchführung eines CD-ROM-Projektes sind üblicherweise folgende Gruppen beteiligt:

- Informationsanbieter

Informationsanbieter haben die Informationsinhalte in der Regel in einem Satzformat vorliegen, daß bei Satzrechenzentren oder Druckereien erzeugt wird. Ein Satzformat ist maschinenlesbar und enthält typografische Steuerzeichen zur Erzeugung Drucklayouts, jedoch keine logische Strukturierung der Inhalte, wie es für den Aufbau einer Datenbank Voraussetzung ist.

- Data Preparation Unternehmen

Der Aufbau einer CD-ROM-Datenbank wird von Softwarehäuser durchgeführt, die sich als Integratoren (von verschiedenen, kommerziellen Softwareprodukten) beziehungsweise als Data Preparation Unternehmen bezeichnen. Sie verfügen über das notwendige Spezialwissen und über eine Datenbanksoftware zum Aufbau von CD-ROM-Datenbanken. Der Informationsanbieter benötigt bei Erstprojekten regelmäßig Beratung. Diese Beratung übernehmen entweder geeignete Beratungsunternehmen oder die Softwarehäuser selbst, die später auch mit dem Aufbau der CD-ROM Datenbank beauftragt werden.

- CD-ROM Produzenten

Die eigentliche Produktion der CD-ROM-Scheiben wird von den CD-ROM-Produzenten durchgeführt. Das Produktionsverfahren ist identisch mit der CD-Audio-Produktion. Der CD-ROM-Produzent erhält vom Softwareunternehmen die fertige CD-ROM-Datenbank auf Magnetband oder einem anderen Speichermedium (Disketten, WORM und anderem).

- Hersteller und Lieferanten von CD-ROM-Lesegeräten

CD-ROM-Laufwerke können heute wie Jedes andere EDV-Zubehör bei verschiedenen Vertriebsfirmen zugekauft werden. Man unterscheidet heute zwei Typen: Einbau- und Standalone-Systeme.

- Distributoren von CD-ROM-Datenbanken

Der Informationsanbieter muß bei der Vermarktung seiner CD-ROM-Titel häufig neue Wege beschreiten und kann die CD-ROM oft nicht über die gewohnten Vertriebswege absetzen. Daher bauen die Informationsanbieter entweder eigene Abteilungen für diese Verkaufsunterstützung auf oder lassen die CD-ROM-Titel von Distributoren vertreiben, die dem CD-ROM-Kunden auch die notwendige Hardware liefern und die Anwenderschulung, falls nötig, anbieten können.

Folgende Arbeitsschritte haben sich bei der Realisierung von CD-ROM-Projekten herausgebildet (Abbildung 1):

- Beratung und Konzeption

- Data Preparation und Datenbankaufbau

- Premastering

- Mastering und Fertigungsvorbereitung

- Produktion und Verpackung

- Vertrieb

- Beratung und Konzeption:

Beratung und Konzeption werden von speziellen Beratungsunternehmen und meistens auch von den Softwarehäusern angeboten, die die Datenaufbereitung durchführen können. Bei der Klärung folgender Punkte benötigen Informationsanbieter in der Regel Unterstützung:

Definition des CD-ROM-Projektes: Bei Marktuntersuchungen in den Vereinigten Staaten wurde herausgefunden, daß sich eine CD-ROM dann schwer vermarkten läßt, wenn sie dieselben Informationen enthält wie sie auch in anderer beispielsweise gedruckter Form oder online angeboten werden. Im ersten Schritt geht es daher meist darum, das CD-ROM-Produkt zu definieren und insbesondere einen Zusatznutzen der CD-ROM-Version gegenüber den anderen Angebotsformen zu finden. Ein Zusatznutzen einer CD-ROM-Version kann schon dadurch erzeugt werden, daß neben der Software für die Abfrage der Datenbankinhalte weitere Verarbeitungsprogramme zu einem Paket beziehungsweise zu einer Applikation zusammengefaßt werden.

Kundenkreis und Vertriebsform: Unterstützung benötigt der Informationsanbieter häufig bei der Definition der Zielgruppe und der Festlegung der Vertriebsform.

Kostenbestimmung: Unterstützung ist ebenfalls gefragt bei der Ermittlung aller Projektkosten. Teilweise herrscht beim Informationsanbieter Unklarheit über die verschiedenen Arten der Lizenzgebühren, wie Lizenzgebühr für die Nutzung der Information sowie Lizenzgebühr für die Nutzung von Datenbanksoftware oder der weiteren Applikationsprogramme. Ebenfalls unklare Vorstellungen herrschen häufig über die Kosten und Kostenunterschiede für die erstmalige Produktion einer CD-ROM und die laufende Aktualisierung der Datenbank.

Kooperationspartner: Das beratende Unternehmen wird in der Regel aufgerufen, Kontakte zu weiteren Projektbeteiligten herzustellen. Dazu gehören Dienstleistungsunternehmen, die bei der Datenerfassung unterstützen können oder die das Scanning von Grafiken übernehmen. Ebenfalls wird das Softwarehaus meist mit der Auswahl und der Verhandlung mit dem Produzenten der CD-ROM beauftragt. In der Mehrzahl der Fälle, in denen eine CD-ROM erstmalig aufgebaut wird, wird das Softwarehaus mit der Komplettabwicklung beauftragt.

Konzeption und Pflichtenheit: Die Ergebnisse dieser Phase werden zu einer Feinkonzeption und zu einem Pflichtenheft zusammengefaßt.

- Data Preparation (Abbildung 2):

Zum Data Preparation gehören folgende Arbeiten:

- Datenerfassung

- Datenformatierung

- Datenbankdesign

- Laden der Datenbank

- Entwicklung der anwendungsspezifischen Bedieneroberfläche

- Test der Datenbankanwendung

- CD-ROM-Produktion

- Premastering und CD-ROM-Produktion:

Abbildung 3 zeigt den Weg, den die Daten bis zu einem Magnetband nehmen, das von den Produktionsbetrieben zur Herstellung der Preßwerkzeuge verwendet werden kann. Diese Arbeiten werden als Premastering bezeichnet und in der Regel vom Hersteller durchgeführt. Im ersten Schritt werden die Eingabedaten in Blöcken Ó 2 048 Bytes zusammengefaßt. Synczeichen und Headerbytes werden ergänzt und die Error Correction Codes und die Error Detection Codes werden generiert.

- Vom Datenband zum Masterband:

Im zweiten Schritt wird die weitere Aufbereitung der Daten für die CD-ROM-Speicherung vorgenommen. Die Arbeiten im Schritt 2 des Premastering unterscheiden sich -bis auf die Maßnahmen zur Qualitätskontrolle - nicht von den Arbeiten, die auch bei der CD Audio vorgenommen werden. Dies sind das Umcodieren nach EFM-Code, das Datenscrambling zur Erhöhung der Datensicherheit, die Generierung des Subcodebytes und der Frames.

Im Anschluß an das Premastering beginnt der eigentliche Produktionsprozeß, der sich grundsätzlich nicht von der Produktion von CD Audio unterscheidet.