Vom Internet-PC nicht ueberzeugt

02.02.1996

Mit Manfred Hasseler, dem Direktor des Unternehmensbereichs Privatkunden der Compaq Computer GmbH in Dornach bei Muenchen, sprach CW-Redakteur Jan-Bernd Meyer.

CW: In Anbetracht der Presario-Ankuendigungen entsteht der Eindruck, dass Compaq nicht allzuviel von Internet-PCs, abgespeckten PC-Terminals haelt. Compaq geht offensichtlich genau in die andere Richtung. Ist das zu plakativ formuliert?

Hasseler: Ist es nicht. Genauso sieht Compaq die Zukunft am PC- Markt. Wir sind von dem sogenannten Internet-PC nicht ueberzeugt.

CW: Sie scheinen mit Ihrer Ansicht allein zu stehen: IBM will mit einem Internet-PC dieses Jahr auf den Markt kommen. Sun plant die Ankuendigung eines Internet-Terminals. Und gerade erst hat Larry Ellison bekanntgegeben, Oracle lasse sich von Acorn eine preisguenstige Empfangsstation fuer das WWW bauen.

Hasseler: Fuer unsere Haltung gibt es verschiedene Gruende: Zum einen ist es technologisch moeglich, immer mehr Funktionalitaet in einem PC zu integrieren. Fuer dieses mehr an Leistung muss der Kunde zum anderen aber nicht einmal erhoehte Kosten in Kauf nehmen, die Preise sind stabil. Darueber hinaus zeigen unsere Marktbeobachtungen, dass wir mit unserer Einschaetzung bezueglich der Beduerfnisse des Anwenders richtig liegen.

CW: Der PC-Nutzer will die beruehmt-beruechtigte eierlegende Wollmilchsau?

Hasseler: Zumindest in Deutschland wohl schon. Das jedenfalls hat das Koelner Marktforschungsinstitut BBE-Data in einer Befragung herausgefunden. Danach ist hierzulande die Anzahl von PCs, die mit Modems und CD-ROM-Laufwerk ausgestattet sind, erheblich hoeher als im Ausland. Wir sehen das ja auch bei den Absatzzahlen fuer unsere Presario-PCs, mit denen man bislang schon faxen, fernsehen oder Online-surfen konnte. Mit den neuen Modellen besitzt der Anwender ein geschlossenes System. Damit kann er jetzt auch noch Originaldokumente ver- und bearbeiten.

CW: Der Trend ist fuer Compaq also deutlich: Nicht weniger Funktionalitaet in PCs, sondern mehr?

Hasseler: Ja, dieser Trend ist bei uns ganz eindeutig zu sehen. Das gilt uebrigens auch fuer den professionellen Bereich. Auch dort verlangen die Kunden immer mehr Funktionalitaet, die in den PC integriert ist.