Vorvertrag für ein Joint-venture unterzeichnet

Vmark teilt Verantwortung für sein OO-Werkzeug mit Cincom

31.05.1996

Als Vmark im Februar vergangenen Jahres die Easel Corp., Burlington, Massachusetts, übernahm, erweiterte der Datenbank-Management-Spezialist dadurch sein Produktportfolio um ein etabliertes Entwicklungswerkzeug für die objektorientierte Programmiersprache Smalltalk. Offenbar war er aber nicht in der Lage, das für ihn ungewohnte Feld allein zu beackern - zumal die Fusion der beiden Mitbewerber Parcplace und Digitalk sowie das plötzlich erwachte Smalltalk-Engagement der IBM diesen Markt im Laufe des Jahres immer enger werden ließen.

Jedenfalls sah sich das Software-Unternehmen von der Ostküste der USA kürzlich veranlaßt, den mit "Object Studio" befaßten Unternehmensbereich zu verkleinern. Die Entwicklungszentren in San Diego und Westboro wurden geschlossen und 37 Mitarbeiter, mithin 8,5 Prozent der Gesamtbelegschaft, erhielten die Papiere.

Einigen der entlassenen Entwickler will Vmark ein neues Angebot unterbreiten. Falls sie es annehmen, werden ihre Schreibtische allerdings nicht mehr in den Vereinigten Staaten, sondern in Stuttgart stehen, wohin auch das mit den OS/2-Versionen von Object Studio beschäftigte Development-Team aus Berlin umziehen wird.

Die Konzentration der Entwicklungsaktivitäten geht nicht zuletzt auf die Initiative des Vmark-Partners Cincom zurück. Das auf den Großkundenbereich spezialisierte Software-Unternehmen hat im Herbst vergangenen Jahres damit begonnen, Object Studio im Rahmen seiner objektorientierten Entwicklungsumgebung "Total Framework" zu vermarkten.

Ein Vehikel für die Finanzierung

Wie der für das Deutschland-Geschäft verantwortliche Manager Bernd Martin erläutert, gab es häufig Unstimmigkeiten zwischen den Vmark-Entwicklern und dem Cincom-Vertrieb. Die jeweils aktuellste Object-Studio-Version habe den Ansprüchen der Total-Framework-Mannschaft oft nicht auf Anhieb entsprochen. Martin zufolge zielt Total Framework auf das Business-Re-Engineering und verlangt deshalb nach Workfow-Funktionalität. Darüber hinaus habe Vmark die abgesprochenen Liefertermine mehrmals nicht eingehalten.

Deshalb will Cincom, so Martin, künftig direkten Einfluß auf die Entwicklung des OO-Werkzeugs nehmen. Das Mittel zu diesem Zweck soll ein Joint-venture sein, an dessen finanzieller Ausstattung sich Cincom und Vmark mit jeweils 50 Prozent beteiligen wollen.

Nach Angaben von Andy Ridgers, als Vice-President mit dem Marketing der Vmark Inc. betraut, sind weder die Höhe des Firmenkapitals noch der Sitz des Unternehmens bislang festgelegt. Möglicherweise werde dies sogar ein rein juristisches Gebilde ohne Mitarbeiter bleiben - "nur ein Vehikel für die Finanzierung der Entwicklung von Object Studio". Die Modalitäten der Unternehmensgründung werden voraussichtlich nicht vor dem Ende des kommenden Monats bekanntgegeben.

Sicher ist laut Martin lediglich, daß Cincom den weltweiten Vertrieb für Object Studio übernehmen wird - mit Ausnahme des deutschsprachigen Raums, in dem das ursprünglich in Deutschland entwickelte Object Studio, vormals "Enfin", eine breite Kundenbasis hat. Vmark ist hierzulande durch Niederlassungen in Stuttgart und Pinneberg vertreten.