Wird nun das Geschäft mit der Angst gemacht?

Viren: Datacronne ist überall - die Suche nach den Tatsachen

20.10.1989

MÜNCHEN - Der 14. Oktober 1989, the day after - ob nun Computerschäden durch Viren entstehen oder nicht -, ist jeden Tag, Unsere DV-SYsteme sind nicht so sicher, wie viele glauben. Doch zur Panik besteht kein Anlaß.

Das Beispiel des Viren-Alarms (vermeintlicher Computer-GAU mit Ansage: Freitag, den Dreizehnten, ojemine!) zeigt, daß die Berichterstattung in den Populär-Medien dazu neigt, dem Affen Zucker zu geben. Hatte die Zeugen-Jehovas-Bewegung jemals eine so "gute" Presse? Daß sich jetzt eine Flut von Werbebriefen ("Viren? Wir empfehlen unser Security-System!") über die verschreckten Anwender ergießt, sollten die Verantwortlichen zum Anlaß nehmen, das Thema "Killerprogramme" zu ihrem eigenen Anliegen zu machen.

Warum hören wir in dieser Sache so wenig von den DV-Herstellern? Gut, die IBM hat aus gegebenem Anlaß ein Rundschreiben verschickt, aber darin wird alles andere als Tacheles geredet. Zu sagen wäre, erstens, daß es kein absolut sicheres System gibt. Dann muß, zweitens, immer mit der Naivität, um nicht zu sagen Dummheit, gewisser Leute gerechnet werden, die mit einem DV-System umgehen, als wär's eine Kinderpost. Bleibt, drittens, daran zu erinnern, daß die Kriminalität - und Hacker sind Kriminelle - leider nicht gänzlich abgeschafft werden kann.

Baut endlich Systeme, so muß die Forderung an die DV-Industrie lauten, in denen man - so man will - die Daten sicher aufbewahren kann. Es stimmt nicht, daß die heutigen Systeme sicher sind. Fast noch wichtiger: Die Hersteller sollten endlich aufhören mit dem Marketinggefasel, daß alles nur eine Frage der richtigen Hardware, des richtigen Betriebssystems sei. Denn das wissen selbst unbedarfte Anwender: Was die Beherrschbarkeit der Systeme betrifft, kocht die DV-Industrie nur mit Wasser.