Vier Anwender berichten über IMS-Erfahrungen

03.10.1975

Mit über zwei Dutzend IMS-Benutzern wurde telefoniert. Nur vier Anwender wollten über ihre IMS-Erfahrungen berichten. Ansonsten gab es am Telefon viel Negatives zu hören - bis hin zu derber Sprache. Tenor: zu hauptspeicheraufwendig, wenig flexibel, Probleme mit der Reorganisation der Bestände, allgemeines Hoffen auf Systemverbesserungen in kommenden Releases. Nur öffentlich wollte sich keiner "in de Nesseln setzen", wo man Immerhin vier Anwender sind offenbar zufrieden - oder muß man zwischen Zeilen lesen? hö

Ulrich Kaiser / Verantwortlich für die Datenbankgruppe Firma Ohrenstein & Koppel AG, Dortmund

IMS wird bei O & K seit Oktober 1974 mit der Version IMS/360 Rel. 2.4. eingesetzt; seit September 1975 läuft bei uns IMS/VS Rel. 1.0.1. Unsere Anwendung (Auftragsabwicklung des Ersatzteildienstes (35 Terminals); Normung (4 Terminals) fahren wir derzeit auf einer 370/145 mit 1024 K (Betriebssystem OS-VS 1). Neben dem IMS steht uns noch eine Batchpartition mit 512 K (virtuell) zur Verfügung Anfang Nächsten Jahres wird eine 370/158 installiert, dann sollen weitere Projekte unter IMS anlaufen, die zur Zeit in Vorbereitung und Test sind.

Wir verfügen bisher über zehn Datenbanken, die im Online-Betrieb verarbeitet werden: vier Hidam-Datenbanken, drei Hdam-Datenbanken und drei Hisam-Datenbanken mit einem Volumen von insgesamt zirka 1,25 Millionen-Bytes. Die Segmentierung geht bis zur fünften Stufe. Jede dieser Speicherungsformen hat Vor- und Nachteile. Die jeweiligen Anwendungseigenheiten bestimmten die Auswahl der Speicherungsformen. Drei der oben genannten Datenbanken S sind logisch miteinander verknüpft. Von der organisatorischen Seite her sind diese Verknüpfungen positiv zu bewerten und gut zu benutzen; bei der Reorganisation der DB's ergibt sich ein zeitlicher Mehraufwand durch zusätzliche Dienstprogramme. Im ' Gegensatz zu einigen anderen Firmen verändern wir unsere Originaldatenbanken während der Onlineverarbeitung; stellen also nicht erst abends durch Batchläufe die Dateien auf den echten Stand. Der Vorteil der direkten Verarbeitung liegt in dem aktuellen Zustand der DB's, besonders hinsichtlich unseres Ersatzteildienstes .

Dieser Umstand erfordert ein System mit sicheren und schnellen Wiederanlaufmöglichkeiten bei Hardware- und Software-Zusammenbrüchen .

Nach unseren Erfahrungen sind diese Forderungen beim IMS erfüllt. Die durch diese Sicherheit bedingten Performance-Verluste (unter anderem mitlaufendes Logband für online und Batch) müssen allerdings hingenommen werden.

Bernhard Nobereit, Leiter der Systemprogrammierung, Stadtverwaltung Duisburg

Der Einsatz von IMS hat uns keine Sorgen gebracht, da wir uns entsprechend vorbereitet haben: ein Jahr lang wurden unsere Leute in einem IBM-Rechenzentrum auf das IMS eingearbeitet. Dort wurden unsere Programme umgebaut und quasi problemlos im Oktober 74 in die Produktion unseres Rechenzentrums übernommen. Heute fahren wir im wesentlichen das Einwohnerwesen in Batch und im TP-Betrieb online Auskunft und Nacherfassung von Daten. Probleme in Bezug auf die Zugriffszeiten haben wir nicht, das liegt aber im wesentlichen daran, daß wir mit einer IBM 370/158 mit 1.024 KB sehr gut ausgestattet sind und derzeit noch relativ wenige Bildschirme im Einsatz haben. Wir wollen erst "softwaresicher" werden und dann stufenweise mehr Bildschirme anschließen. Beim DC-Teil gab es bei der Implementierung erst Schwierigkeiten, durch den Einsatz des IMS VS 1.01 haben wir aber Erfolg erzielt, so daß unsere Verarbeitung jetzt durchaus stabil wurde. Mehr Schwierigkeiten gab es bei uns auf dem Gebiet der Hardware. i Hier gab es Probleme an den . Remote-Steuereinheiten und den Terminals. Diese Fehler haben wir lokalisiert und mit Hilfe von IBM beseitigt.

Datenbanken/TP-Monitore

Wir hatten vor Einsatz von IMS Untersuchungen über andere Alternativen angestellt. Die Wahl fiel auf IMS, weil es DB/DC-Teil hat. Zudem gingen wir von der Vorausschau aus, möglicherweise mit sehr, sehr vielen Terminals TP zu fahren. Wir haben uns deshalb entschlossen, IMS einzusetzen und nicht mit anderer Software rumzustricken. Außerdem muß man beim Aufbau einer Datenbank sehr viel riskieren und kann bei Hinzuziehen von unterschiedliche Herstellern die Entwicklung von Hard- und Software nicht mehr koordinieren. Und wer sagt einem, wie es in etwa vier Jahren aussieht?

Dipl.-Ing. Eberhard Schaac Leiter Organisation und Datenverarbeitung, M.A.N. Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG, Unternehmensbereich Diesel-Motoren und Druckmaschinen

Zwölf Monate praktische Betriebserfahrung reichen sicher nicht aus, um objektive und allgemeingültige Ergebnisse über die Bewährung eines Datenbank- und Datenkommunikationssystems ableiten zu können. 20 Monate System-fortentwicklung und Zusammenarbeit mit den Fachbereichen erlauben aber die subjektive Aussage: IMS hat bisher unsere Erwartungen erfüllt.

Vor der IMS-Einführung waren die EDV-Anwendungen in unserem Unternehmensbereich der M.A.N. gekennzeichnet durch Stapelverarbeitung und Ressort-Dateien, das heißt durch unvollkommene Datenaktualität und einem geringen Integrationsgrad. Im März 1974 starteten wir den IMS-Einsatz mit einer Teile-Datenbank, die 130 000 Rootsegmente und 570 000 abhängige Segmente umfaßte. Gleichzeitig wurden 15 Terminals für die erste TP-Anwendung in den Bereichen Materialwirtschaft und Service installiert. Bis heute erweiterten wir das Datenbanksystem wesentlich, die TP-Peripherie hat sich inzwischen verdoppelt. Bis Mitte 1976 werden 50 Terminals in einer Reihe von Fachbereichen installiert sein. Unsere Erfahrungen, die zum Teil die allgemeinen Möglichkeiten eines DB/DC-Systems, zum Teil die praktische Bewährung des speziellen Systems IMS betreffen, sind in folgenden Punkten zusammenzufassen:

Rationalisierung der Datenspeicherung und des Änderungsdienstes durch Abbau der Datensubstanz, leichter und sicherer Zugang zur Datenfernverarbeitung durch die Hilfen des IMS-DC, bisher benutzerfreundliche Antwortzeiten, die von den Anwendungen und der verfügbaren, Hardware, entscheidend aber auch vom Datenbank-Design und der Verarbeitungsweise abhängen, Flexibilität hinsichtlich des stufenweisen Ausbaus von Anwendersystemen, erträglicher Hardware-Aufwand im Verhältnis zur IMS-Leistungsfähigkeit voll zufriedenstellende Utilities für die Datensicherung, sehr wenig Betriebsstörungen durch Systemsoftware, Ausfälle meist Harware-bedingt, ordnendes und integrierendes Element bei der Reorganisation und Neuentwicklung von EDV-unterstützen Systemen.

August Flubacher, Leiter der Zentralstelle für EDV, Kanton Basel Stadt

In unserem Hause wird IMS für unsere Verwaltungsdatenbank eingesetzt. Wir haben uns für IMS bereits im April 1971 als Ablösung des bisher verwendeten UBD entschlossen. Beim Aufbau unserer Datenbank hat sich IMS als ein sehr flexibles DB- und DC-Paket erwiesen. Besonders interessant war für uns in der Übergangsphase, mit IMS-Datakommunikation auch auf nicht IMS-Datenbanken zugreifen zu können. Heute sind wichtige Bereiche der Verwaltung des Kantons Basel Stadt wie Einwohnerkontrolle, Steuerverwaltung, Technische Werke, Grundbuchamt usw. in einer Datenbank mit zentralen Files für die Stammdaten integriert. Die maschinelle Kapazität haben wir mit einem System IBM 370/158 mit 1,5 Megabyte Hauptspeicher abgedeckt.

Heute bestehen für rund 60 Bildschirme 130 Anwendungsprogramme und es sind täglich 11000 bis 15000 Transaktionen mit stündlichen Spitzenbelastungen bis 180t) Transaktionen zu verzeichnen. Mit der Einführung dieser Online-Anwendungen auf breiter Basis ergaben sich zwangsläufig Probleme in der Stabilität und bei den Antwortzeiten. Durch System-Tuning werden jedoch laufend Verbesserungen erzielt, im Moment können unsere Online-Benutzer mit Antwortzeiten bei 70 Prozent der l Fälle mit fünf Sekunden und darunter, bei 90 Prozent der Fälle mit sieben Sekunden und darunter rechnen.