London sucht Anschluß an internationale Konkurrenz:

Vielfältige Anreize für Englands DV-Industrie

16.07.1982

Von Alan Burkitt

LONDON - Die britische Regierung bemüht sich nicht nur, durch die Ausrufung des Jahres 1982 zum "Jahr der Informationstechnologie" verlorenen Boden auf diesem Gebiet wieder gutzumachen. Regierungschefin Margret Thatcher bewilligte darüber hinaus Förderprogramme für mehr als 200 Millionen Pfund und ernannte Kenneth Baker, einen Berater des englischen Softwarehauses Logica, zum Minister für Informationstechnologie.

Bis zum Ende dieses Jahres werden weitere vier Millionen Pfund bereitgestellt, damit sich alle höheren Schulen einen Mikrocomputer anschaffen können. Die Regierung übernimmt jeweils die Hälfte der Kosten für einen Acorn-Computer (Wert: 260 Pfund) oder für ein System der Research Maschines (Kosten: 1680 Pfund). Gleichzeitig bringt das Ministerium für Erziehung und Wissenschaft neun Millionen Pfund für die Ausbildung von Lehrern und die Bereitstellung der Software auf. Der britische Mikrocomputerhersteller Sinclair Research bietet den Schulen seine Produkte zum halben Preis an.

Um Englands größtem Computerhersteller ICL wieder auf die Beine zu helfen, prüft die Regierung in London gegenwärtig, ob sie das Angebot der Japaner an ICL zur Mitarbeit bei der Technologie der fünften Computergeneration mit 250 Millionen Pfund unterstützen soll.

Auch bei ICL selbst ist man mittlerweile bemüht, die bestehenden Probleme zu lösen. Das Konzept von Robb Wilmont, im letzten Jahr zum leitenden Direktor des Unternehmens aufgestiegen, lautet: Ergänzung des ICL-Programms durch Produkte anderer Hersteller sowie Erwerb von Lizenzen für die Herstellung und den Vertrieb von Geräten in- und ausländischer Unternehmen.

Sinclair Research hat für ICL eine integrierte Terminalstation entwickelt. Rair, ein anderer britischer Mikrocomputerhersteller, hat ICL eine Lizenz für seine 330 erteilt. Den Minicomputer Perq von der US-Firma Three Rivers und die digitale Fernsprechvermittlungsanlage SX 2000 der kanadischen Mittel wird ICL demnächst ebenfalls herstellen. Schließlich will sich das Unternehmen mit den Rechten an einem Textverarbeitungssystem von Nexos den Einstieg im Markt für Bürosysteme verschaffen.

Um auch kommerzielle Nutzer stärker für die neuen Bürotechnologien zu interessieren, beabsichtigt das Industrieministerium, zehn Automatisierungssysteme in verschiedenen Miniserien und Behörden zu installieren. Im Cabinet Office ist man gerade dabei, ein System der Firma Xionics, einem Neuling der englischen Computerszene, einzurichten.

Erste Erfolge dieser staatlichen Förderung sind bereits sichtbar. Die Systeme will mit Bausätzen von Digital Equipment eigene Systeme auf den Markt bringen. Das alteingesessene britische Unternehmen Computer Technology Ltd. hat zwei neue Firmen gegründet: die Office Technology Ltd. und die Information Technology Ltd.

Schließlich weitet auch die British Telecom, die das nationale Fernsprechnetz betreibt, nach der Aufhebung des Postmonopols und der Ankündigung eines Konkurrenzprojektes ihre Computerdienste aus. Das neue Vorhaben, Mercury genannt, sieht hochkanalige Verbindungen zwischen größeren Orten und Städten vor. Die Entwicklung stammt von dem Fernmeldetechnikunternehmen Cable and Wireless, das zur Hälfte der englischen Regierung gehört. An dem Projekt beteiligen sich außerdem die British Petrol und die Barclays Bank. Als Antwort sieht die British Telecom jetzt vor, mit der Satellite Business Systems, einem privaten US-Fernmeldetechnikunternehmen mit IBM-Beteiligung, zusammenzuarbeiten.

- Alan Burkitt ist Mitarbeiter des Informationsdienstes "British Features".