Kartelluntersuchungen und Mitarbeitermangel

Viele B-to-B-Märkte sind von der Schließung bedroht

09.06.2000
MÜNCHEN (CW) - Die Mehrzahl der Business-to-Business-Marktplätze wird in den nächsten zwei Jahren wieder schließen müssen. Dies war der Tenor auf einer E-Commerce-Konferenz vergangene Woche in Kalifornien.

Analysten sehen gegenwärtig schwarz, wenn sie auf die Zukunft der elektronischen Marktplätze für Unternehmen angesprochen werden - zumindest in den USA, wo eine Konferenz der Association of Strategic Alliance Professionals (Asap) abgehalten wurde. Dabei bedrohen zwei wesentliche Gründe die Entwicklung der Plattformen: Zum einen werden Kartelluntersuchungen die Öffnung der Märkte verzögern, zum anderen jagen sich die E-Business-Unternehmen gegenseitig die IT-Spezialisten ab.

Auch an den Finanzmärkten haben sich die Bedenken inzwischen herumgesprochen. Galten B-to-B-Aktien vor fünf Monaten noch als besonders gewinnträchtig, sind die Kurse mittlerweile überdurchschnittlich eingebrochen: Commerce One sank um mehr als 75 Prozent, Ariba und Viant verloren rund 70 Prozent ihres Wertes, und Marimba stürzte von knapp 70 Dollar auf gegenwärtig zwölf Dollar ab.

Rund 85 Prozent aller angekündigten Marktplätze sind noch immer nicht online, monierte die Unisys-Managerin Barbara Babcock auf der Konferenz. Sie bezweifelt, dass viele Marktschreier die Startphase - teilweise ist von 18 bis 24 Monaten bis zur Eröffnung die Rede - überleben werden. Darüber hinaus soll Analysten zufolge nur ein Bruchteil der Internet-Firmen in naher Zukunft schwarze Zahlen schreiben.

Beobachter erwarten nun, dass "das Imperium" der traditionellen Firmen zurückschlagen wird. Die Konzerne seien in der Lage, IT-Spezialisten mit hohen Fixgehältern zu locken, wenn die Karte "Mitarbeiterbeteiligung" der Internet-Firmen wegen der sinkenden Aktienkurse plötzlich nicht mehr sticht. Fallen die Aktien der virtuellen Händler weiter, könnten die Vertreter der "Old Economy" auch einfach ihre neuen Partner komplett übernehmen und eingliedern: "Firmen, die die Lieferketten spannen, sollten nicht mehr wert sein als Unternehmen, von denen die Produkte stammen", so Analysten.