Dialogisierte Anlagenabrechnung soll Angebotsspektrum der Integrata erweitern:

Vertriebskonsortium hat 1000 Kunden im Visier

12.02.1982

CW-Bericht, Jochen Ewe

REUTLINGEN - Ein "Schritt in die Software-Zukunft" ist für Dr. Wolfgang Heilmann, geschäftsführender Gesellschafter der Tübinger Integrata GmbH, die Marktfreigabe des dialogisierten Anlagenabrechnungssystems "Anlas". Heilmann zeichnete aus Anlaß der Eröffnung des nach Reutlingen umgezogenen Integrata-Programmier-Zentrums für sein Haus das Bild eines am Markt agierenden Softwareanbieters. der im Interesse eines möglichst geschlossenen Angebotsspektrum bei gleichzeitiger Kosteneingrenzung die Kooperation mit anderen Softwarehäusern sucht.

Die Tübinger - auf der Liste ihrer Leistungen stehen auch Organisations-, Systementwicklungs-, Programmierungs- und Schulungsdienste - gehen nach Darstellung Heilmanns davon aus, daß in den Vertrieb von Anlas neben den bewährten Kooperationspartnern wie ADV/Orga, Wilhelmshaven, mbp, Dortmund, oder Reif Unternehmensberatung, Calw, auch weitere Softwarehäuser einsteigen werden. Zwei Jahre benötigte Integrata, um zu Weiterentwicklungskosten von rund 350 000 Mark aus der Anlas-Batch-Version ein dialogisiertes Programmpaket zu machen. Nach Einschätzung von Dr. Erhard Reblin, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter der Integrata, dauerte dieser Vorgang "etwas länger als erhofft".

Andererseits haben die Tübinger seit der Fertigstellung des neuen Anlas im vergangenen Herbst ohne besondere Marketing-Anstrengungen bereits acht Installationen zuwege gebracht, während das weiterhin vermarktete Batch-Anlas auf bisher nur 30 Installationen kommt. 20 Abschlüsse für das Dialog-Anlas stellt Heilmann sich allein für das laufende Jahr vor. Den potentiellen Gesamtmarkt beziffert er mit 1000 Abnehmern.

Dialog mit Batch-Hintergrund

Zutreffenderweise charakterisiert die Integrata das neue Anlas als dialogorientiert, denn erstens existiert eine Dialogversion im eigentlichen Sinne nur für die Anlagenstammdatenpflege. Bei ihr geht es nach Aussagen Reblins weniger um die Aktualität als um eine benutzerfreundliche Abwicklung von Änderungen oder Abfragen; zweitens ist es nur eine Pseudo-Dialogversion, die demnächst für weitere Dateien wie etwa die Programmsteuerdatei zur Verfügung stehen wird: Die per Bildschirm gemachten Eingaben werden vom System dann im Batch-Modus abgearbeitet. Eine weitergehende Dialogisierung von Anlas wäre nach Reblins Darstellung praktische nutzlos und außerdem teuer.

Hauptargument der Integrata für die Vermarktung von Anlas ist, daß aus Kostengründen die (oftmals vernachlässigten) Anlagevermögen in den Betrieben einer exakten betriebswirtschaftlichen Planung, Verwaltung, Abrechnung und Kontrolle zu unterziehen sind, und daß entsprechende rechnergestützte Systeme in Eigenentwicklung entweder kostspieliger oder weniger leistungsfähig ausfallen müssen - verglichen mit Anlas.

Daneben weisen die Tübinger darauf hin, daß Anlas über Schnittstellen zum übrigen betrieblichen Rechnungswesen verfügt: Denkbar sei beispielsweise eine automatische Ableitung von Buchungssätzen für die (manuelle) Hauptbuchhaltung. Oder: Mit einer Schnittstelle zu "Finas", dem Finanzabrechnungs- und Informationssystem der Integrata, sei ab Ende Februar zu rechnen (erstmals realisiert bei der Münchner Süd-Data). Finas arbeitet mit dem Softwarekern "Ipas", einem ADV/Orga-Programmprodukt.

Kalkulatorisch unter Null

Anlas verwaltet, wie Reblin in Reutlingen umriß, sämtliche Anlagegüter, darunter auch Anlagen im Bau, Festwerte und Rechte. Bewegungen (Zugänge, Umbuchungen etc. ) können im Batch-Modus formatfrei erfaßt oder im Dialog eingegeben, Abschreibungen steuer- wie auch handelsrechtlich, außerdem kalkulatorisch vorgenommen werden. Anstelle eines der letztgenannten Verfahren ist auch Abschreibung in Fremdwährung möglich. Die kalkulatorische Abschreibung kann auch unter Null gehen.

Die Berechnung kalkulatorischer Zinsen kann vom halben Anschaffungs- oder Wiederbeschaffungswert oder auch vom jeweiligen Buchwert ausgehen. Bis zu zehn Jahre im voraus kann die für Planungszwecke einsetzbare Abschreibungsvorschau abdecken. Zur Auswertung der diversen Abschreibungsverfahren stehen verschiedene Vergleichsrechnungen zur Verfügung. Anlas berechnet auch Basiswerte für die Vermögenssteuer und die Feuerversicherung.

Ein Firmenschlüssel im Ordnungsbegriff erlaubt es, die Anlagegüter mehrerer Firmen in einem Datenbestand zu verwalten. Von diesem Ordnungsbegriff (siehe Abbildung) meint Reblin, er blähe die Datei zwar auf, sei andererseits aber auch nützlich bei detaillierten Nachweisen gegenüber dem Finanzamt. Anlas sei zudem durchaus flexibel und "schlank", wozu nicht nur sein modularer Aufbau, sondern auch die "ausgelagerten" Dateien (Programmsteuerungs-, Listbeschreibungs-, Katalogdatei) beitrügen.

Durch die Verwendung von kompatiblen DB/DC-Schnittstellen (KDBS/KDCS) sind, wie Reblin unterstreicht, Anlas-Programme vom jeweiligen DB/DC-System unabhängig. Anlas (Speicherbedarf der Stapelversion 128 KB) läuft standardmäßig unter IBM-DOS/OS und Siemens BS2000/3000. Zu den Voraussetzungen gehören ISAM- oder VSAM- sowie sequentielle Speicherbereiche, für die Dialogversion ferner ein DC-System.

Die 40 000 Mark teuere Anlas-Dialogversion (IMS-Version gegen Aufpreis; auch für die Implementierung sind noch einmal rund 10 000 Mark anzusetzen) ist in ANS-Cobol 74 geschrieben. Die Wartung kostet jährlich zehn Prozent des Paketpreises. Anlas-Interessenten bietet die Integrata zur Entscheidungshilfe eine Checkliste.