Verschobene Privatisierung von France Telecom macht Ja aus Bruessel ungewiss US-Justizministerium gibt der Allianz mit Sprint seinen Segen

21.07.1995

WASHINGTON/PARIS (CW) - Bei der Internationalisierung ihres Kerngeschaefts konnten Deutsche Telekom und France Telecom einen wichtigen Teilerfolg verbuchen. Das US-Justizministerium hat die geplante Beteiligung am US-Carrier Sprint genehmigt. Noch muessen allerdings die Washingtoner Aufsichtsbehoerde Federal Communications Commission (FCC) und die Bruesseler EU-Kommission gruenes Licht geben. Vor allem letzteres ist jedoch aufgrund der in Paris derzeit nicht zur Debatte stehenden Privatisierung von France Telecom mehr als ungewiss.

Trotz des massiven publizistischen Trommelfeuers, das vor allem AT&T gegen das Projekt Phoenix abschoss, hat die geplante Beteiligung beider europaeischer Telefongesellschaften am US- Branchendritten Sprint nun die erste regulatorische Huerde genommen. Die positive Entscheidung des Washingtoner Justizministeriums beruht auf dem sogenannten Consent Decree, wonach die Beteiligung auslaendischer Unternehmen an US-Telecom- Firmen auf maximal 20 Prozent begrenzt ist. Die drei kuenftigen Partner hatten sich Mitte Juni vertraglich geeinigt, dass die Deutschen und Franzosen je zehn Prozent des Sprint-Kapitals zu einem Preis von insgesamt voraussichtlich rund 4,1 Milliarden Dollar erwerben.

Auflagen als Zugestaendnis an die Phoenix-Gegner

Die Genehmigung des Justizministeriums ist allerdings an eine Reihe von Auflagen gekoppelt. So darf das neue Gemeinschaftsunternehmen, das grossen Firmenkunden weltweite Daten- und Sprachdienste offerieren will, diese vor dem 1. Januar 1998 nicht zu, wie es in Washington hiess, "bevorzugten Konditionen" anbieten. Im Klartext bedeutet dies, dass Phoenix beispielsweise Mietleitungen nur zu marktueblichen Konditionen von seinen Muttergesellschaften anmieten und entsprechende Kapazitaeten samt Dienstleistungen an Dritte weiterverkaufen darf. Um dies zu gewaehrleisten, ist den Phoenix-Partnern unter anderem auch untersagt worden, vor 1998 Vermoegenswerte aus dem Monopolbereichen von Telekom und France Telecom an Sprint oder Phoenix zu uebertragen.

Experten in Washington werten dies als Zugestaendnis an die zahlreichen US-Anbieter, insbesondere AT&T, die zum Teil gravierende Vorbehalte gegen die deutsch-franzoesisch-amerikanische Telecom-Allianz haben. Sowohl in Bonn als auch in Paris wuerde man den Tag vor dem Abend loben, wurde denn auch ein AT&T-Sprecher zitiert. Die Phalanx der Phoenix-Gegner hofft nun auf ein Veto der Aufsichtsbehoerde FCC, die neben dem Washingtoner Justizministerium die US-Plaene von Telekom und France Telecom absegnen muss.

Aber auch bei der EU-Kommission stossen die Plaene der beiden europaeischen Carrier nach wie vor auf Ablehnung. Die negative Haltung in Bruessel koennte sich, wie Insider befuerchten, eher noch verstaerken, da die franzoesische Regierung eine Privatisierung des staatlichen Monopolisten France Telecom nach Aussagen von Industrieminister Francois Fillon definitiv auf den Sankt Nimmerleinstag verschieben will. So hofft man, sonst zu erwartende soziale Spannungen zu vermeiden. Frankreich hat aber andererseits bis dato lediglich im Mobilfunk eine Konkurrenz zwischen privaten Anbietern und France Telecom zugelassen - ein Tatbestand, den EU- Wettbewerbskommissar Karel van Miert seit laengerem kritisiert. In Paris kursieren nun Spekulationen, wonach France-Telecom-Chef Marcel Roulet zuruecktreten koennte, der sich vehement fuer eine Privatisierung des Unternehmens ausgesprochen und die Allianz mit Telekom und Sprint hoechstpersoenlich eingefaedelt hatte.