Tipps zur Auswahl des Internet-Dienstleisters

Verlässliches Web-Hosting gibt es nicht zum Nulltarif

07.07.2000
Zwar locken viele Web-Hoster mit günstigen Angeboten, doch hohe Verfügbarkeit und Kundenservice haben ihren Preis. Firmen sollten genau prüfen, welche Leistungen die Servicepakete der Anbieter abdecken und wie hoch Folgekosten bei Überschreitung der Limits sind.Von Klaus Manhart*

Für kleine und mittelständische Unternehmen bietet Web-Hosting eine einfache und preisgünstige Variante für den Internet-Auftritt. Statt einen eigenen Web-Server mit entsprechender Infrastruktur zu betreiben oder zu leasen, mietet sich der Kunde den Speicherplatz für seine Site (Web-space) inklusive Netzzugang bei einem Internet-Service-Provider (ISP). Die Vorteile: Kauf oder Miete teurer Hardware entfallen ebenso wie die Gebühren für die Standleitung, die alleine schon mehrere hundert Mark monatlich verschlingt. Auch auf technisches Know-how oder teures Personal für Installation, Betrieb und Wartung des Web-Servers kann verzichtet werden. Server-Betrieb, Administration, Wartung, Schutz vor Ausfällen und Backup sollten zum Leistungsangebot solcher Provider zählen, die sich an Firmenkunden richten.

Die Preise für die Miete des Webspace hängen im Wesentlichen von zwei Parametern ab. Zum einen vom gemieteten Plattenplatz: Kleine Auftritte kommen mit 5 MB locker aus, größere mit vielen Grafiken und Multimedia-Anwendungen verbrauchen schon mal 50, 100 oder noch mehr MB. Zum anderen ergibt sich der Mietpreis aber auch noch aus dem Transfervolumen, das heißt aus der Menge der Daten, die pro Monat über die Leitungen des Providers rauschen. Je höher das Transfervolumen - also je mehr Zugriffe und je datenintensiver die Web-Seiten - umso höher die Gebühren.

Trotz der Versprechungen in puncto Leistung lohnt es sich, den Anbieter genau unter die Lupe zu nehmen, um unliebsamen Überraschungen vorzubeugen. Wie viel kostet es beispielsweise, wenn das vereinbarte Transfervolumen überschritten wird? Stutzig machen sollte die Formulierung "Unbegrenztes Transfervolumen". Hier ist Streit programmiert, denn kein Provider kann tatsächlich unbegrenzte Übertragung von Daten garantieren. Das Lesen der Allgemeinen Geschäftsbedingungen sollte ebenfalls zu den Pflichtübungen gehören, allerdings nicht erst dann, wenn es Ärger gibt.

Angebote von kostenlosen Web-Hostern und Discount-Providern wie Strato oder Puretec sind für professionelle Anwendungen nur bedingt geeignet. Deren Service und Verfügbarkeit genügen den Anforderungen vieler Firmen nicht. Besonders Strato glänzte in den letzten Monaten - trotz mehrfach zugesagter Verbesserungen - durch immer wiederkehrende, stunden- und sogar tagelange Ausfälle von Web- und Mail-Servern. Unternehmen müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie für wenig Geld auch nur eine geringe Leistung erwarten können.

Web-Hoster bieten mehr als nur Speicherplatz auf einem Server. So übernehmen alle professionellen Webspace-Provider für ihre Kunden die Registrierung einer .de- oder .com- oder auch .org- oder .net-Domain. Oft ist dieser Service bereits im Paketpreis enthalten. Darüber hinaus erhalten Firmen zehn oder mehr E-Mail-Konten ohne Aufpreis dazu.

Zu den Grundfunktionen zählt des Weiteren der Zugriff auf die Protokolldateien der Web-Server (Logfiles), in denen die Benutzerzugriffe und andere, für den Betreiber des Angebots wichtige Daten gespeichert sind. Viele Diensteanbieter gestatten ihren Kunden außerdem, eigene Datenbanken sowie Common-Gateway-Interface-(CGI-)Scripts in die Website einzubinden. Mit solchen Scripts lassen sich interaktive Elemente in eine Internet-Seite einbetten, beispielsweise für das Verarbeiten von Online-Formularen. Eine weitere Dreingabe der Provider ist ein File-Transfer-Protocol(FTP-)Zugang, über den der Kunde HTML- und andere Dateien auf seinen gemieteten Webspace kopieren kann. Die ISPs bieten zudem Schnittstellen für Programme zur Gestaltung von Web-Seiten, wie beispielsweise "Microsoft Frontpage" oder "Fusion" von Netobjects.

Da sich die Angebote der Web-Hoster zunehmend gleichen wie ein Ei dem anderen, dürfte künftig der kundenspezifische Service einer der entscheidenden Wettbewerbsfaktoren sein. Einige Provider vereinbaren mit ihren Kunden Service-Level-Agreements (SLAs), mit denen der Anbieter eine bestimmte Verfügbarkeit beziehungsweise Reaktionszeit bei Ausfällen vertraglich mit dem Kunden vereinbart. Verstößt der Service-Provider gegen die SLAs, erlässt er dem Klienten einen Teil der Gebühren.

Bei der Wahl eines Providers gilt es, auf Fallstricke zu achten. Sind die Kosten für das Registrieren und die Miete der Domain im Grundpreis enthalten oder in der Fußnote versteckt? Das macht schnell zwischen 100 bis 200 Mark extra pro Jahr. Kostenloser Support sollte ebenfalls selbstverständlich sein. Gebührenpflichtigte Nummern für den Kundensupport sind Abzockerei und haben bei einem seriösen Anbieter nichts zu suchen.

Eine übersichtliche Bedienungsanleitung des Web-Servers sowie Standard-Skripte sollte ebenfalls zum Serviceangebot des ISPs gehören. Allerdings muss hierbei unterschieden werden, ob der Anbieter überhaupt über eigene Server verfügt, oder nur als "Reseller", also als Wiederverkäufer, auftritt. Im letzteren Fall lohnt es sich, die Leute im Hintergrund auch unter die Lupe zu nehmen. Nicht wenige Wiederverkäufer sind schon zusammen mit ihren Kunden über die mangelnde Leistungsfähigkeit des eigentlichen Lieferanten gestolpert.

Eine genaue Lektüre der vertraglich vereinbarten Kündigungsfristen zählt zu den Pflichtübungen jedes ISP-Kunden. Je nach Länge der Fristen kann es schon vorkommen, dass noch Monate nach der Kündigung Vertragsgebühren fällig werden. Ebenfalls schon vorgekommen: Vorfälligkeitsentschädigungen oder Ablösezahlungen für den eigenen Domainnamen.

*Klaus Manhart ist freier Journalist in München.

Checkliste für Provider-Kunden-Webspace: Der notwendige Plattenplatz für eine Website errechnet sich aus den Umfängen aller Texte, Grafiken und anderer Dateien, die auf die Homepage gestellt werden sollen. Für ein kleines Firmenprofil reicht schon ein Webspace von weniger als einem MB.

-Transfervolumen: Die Übertragungsbandbreite sollte groß genug gewählt sein, um auch zu Stoßzeiten erhöhten Traffic bewältigen zu können. Ein guter Provider bietet deshalb skalierbare Pakete, die je nach Bedarf gewechselt werden können.

-Zusatzleistungen: Soll ein Shopping-System oder eine Datenbank mit der Website verknüpft werden, muss der Provider die technische Voraussetzung dafür bieten.

-Statistik: Site-Betreiber möchten oft nicht nur wissen, wie viele Besucher sich auf ihren Seiten einfinden, sondern auch, welche Angebote und Inhalte besonders gefragt sind. Dies lässt sich über Auswertungsprogramme herausfinden, die die Logfiles der Web-Server analysieren.

-Servicetest: Wie schnell reagiert der Anbieter auf Anfragen per E-Mail? Ist die Telefon-Hotline ständig belegt?

-Support: Ein Provider für professionelle Websites sollte nicht nur von Montag bis Freitag zwischen 9 und 17 Uhr erreichbar sein.

-Website: Welchen Eindruck macht die Web-Seite des Anbieters? Ist sie übersichtlich und beinhaltet Antworten auf wichtige Supportfragen?

-Frequently Asked Questions: Gibt es eine FAQ-Liste, die einen großen Teil der Fragen, die vor und nach dem Vertragsabschluss auftreten können, beantwortet?

-Referenzkunden: Stellt der Provider Adressen von Referenzkunden zur Verfügung? Wenn nicht, fragen Sie nach Adressen. Nehmen Sie Kontakt auf und erkundigen Sie sich nach deren Zufriedenheit.

-Geschwindigkeit: Wie schnell bauen sich die Web-Seiten bei Referenzkunden auf? Dieser Test sollte zu verschiedenen Tageszeiten wiederholt werden.

-Hilfestellung: Unterstützung bei der Providerwahl liefert die Website http://www.webhostlist.de/. Dort gibt es eine "Provider Top 10" unterteilt nach den Kriterien Größe, Preis, Geschwindigkeit, eine breite Anbieterübersicht sowie Testberichte. Um nachzuforschen, ob andere Anwender einen bestimmten Provider kennen und welche Erfahrungen sie mit ihm gemacht haben, eignen sich die Newsgroups de.comm.provider.misc beziehungsweise de.comm.provider.suche.

Abb: Firmen nutzen Web-Hoster wegen der Bandbreite oder deren Know-how. Viele verlassen sich jedoch nicht nur auf einen Anbieter. Quelle: Forrester Research