Kein Megadeal in der Mobilbranche

Verizon dementiert Vodafone-Gerücht

03.04.2013
Die Luft ist raus - der Megadeal in der Mobilfunkbranche ist in weite Ferne gerückt.

Der US-Telekomkonzern Verizon dementierte am Dienstagabend, den britischen Konkurrenten Vodafone übernehmen zu wollen. Mit einem Beitrag des "Financial-Times"-Blogs "FT Alphaville" waren die Spekulationen erneut hochgekocht. Dort hieß es, Verizon und AT&T loteten eine mögliche Übernahme des britischen Mobilfunkanbieters aus. Als sicher gilt dagegen, dass Vodafone sich von seiner 45-Prozent-Beteiligung am Gemeinschaftsunternehmen Verizon Wireless trennen will. Darüber hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg bereits Anfang März berichtet und auch schon eine Fusion der Partner als Alternative ins Spiel gebracht.

Die Aktie von Vodafone reagierte am Mittwoch erwartungsgemäß - auch hier war die Luft raus. Nach den starken Kursgewinnen durch die Übernahmespekulation am Vortag, die sie schon am Abend wieder abgegeben hatten, verlor das Papier am Morgen weitere 1,77 Prozent auf 188,60 Pence. Damit ist der Kurssprung vom Vortag wieder komplett verschwunden. Im laufenden Jahr legte die Aktie allerdings bisher rund 25 Prozent zu - getrieben von Fusionsfantasien.

Der Deal - er wäre die größte Übernahme der Wirtschaftsgeschichte - lässt damit weiter auf sich warten. Experten zufolge hätte das Geschäft einen Wert von rund 245 Milliarden Dollar. Analysten sehen bei Vodafone Handlungsbedarf. Die Briten seien gezwungen, in Europa mit ihrem darbenden Geschäft etwas zu tun. Ein Weg wäre, für hohe Summen Kabelnetze zu kaufen, um nicht zwischen Kabel- und Günstiganbietern sowie ehemaligen Telekom-Monopolisten aufgerieben zu werden. Dafür brauchen sie viel Geld. Kreisen zufolge hatte Vodafone ein Auge auf Kabel Deutschland geworfen. Diese Gerüchte kamen im Februar auf. Zuletzt hieß es aber, Vodafone habe diese Pläne wieder auf Eis gelegt.

Neu dabei im Fusionskarussell ist nun der US-Telekomkonzern AT&T. Die Idee: Verizon könnte die 45-prozentige Beteiligung von Vodafone an dem Mobilfunkbetreiber Verizon Wireless übernehmen und AT&T im Gegenzug das Vodafone-Geschäft außerhalb der USA, so der Autor des "FT"-Blogs unter Berufung auf mit der Sache vertraute Kreise. Genannt wurde ein Preis von bis zu 260 Britische Pence je Vodafone-Papier.

Analystin Robin Bienenstock von Bernstein Research fragt sich allerdings, was AT&T mit dem schwächelnden Europageschäft wolle. Und warum es Verizon und Vodafone den Gefallen tun sollte, hier mitzuspielen. Auch wenn AT&T nach eigenen Aussagen international wachsen will.

Verizon hatte in der Vergangenheit mehrfach Interesse angemeldet, die volle Kontrolle über Verizon Wireless zu übernehmen. Auch am Dienstag bekräftigen die Amerikaner ihr Interesse. Analysten messen dem Vodafone-Anteil einen Wert von rund 115 Milliarden Dollar bei. Ein solcher Schritt wäre auch für Vodafone nicht undenkbar, da Unternehmenschef Vittorio Colao derzeit Aktivitäten verkauft, die die Briten nicht vollständig kontrollieren. Allerdings wirft der Anteil eine milliardenschwere Dividende ab.

Analystin Bienenstock hat ihre Einstufung für Vodafone nach den Spekulationen auf "Underperform" mit einem Kursziel von 135 Pence belassen. Das Management des britischen Telekomkonzerns würde viele seiner Probleme mit einer Übernahme durch Verizon und einem anschließenden Verkauf einiger Unternehmensteile lösen, spekuliert die Expertin. Denn damit wäre der Konzern weiter Teil einer Unternehmensgruppe, in der das schwache Europageschäft eine kleinere Rolle spielen würde, das Geschäft in den USA aber erhalten bliebe. Zudem könnte vermieden werden, an den britischen Staat hohe Steuern zu zahlen - einer der Beweggründe für die Fusionsideen. (dpa/tc)